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Bei chinesischen Zulieferern

Vorwürfe der Zwangsarbeit: Inhaftierte Uiguren fertigen Apple-Produkte

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33 Kommentare 33

Die Vorwürfe mit denen die Washington Post und der Sydney Morning Herald den März eröffnet haben, wiegen schwer. Beide Publikationen unterfüttern einen Bericht des Australian Strategic Policy Institute (ASPI) mit eigenen Recherchen und bekräftigen die Behauptung: Staatliche Stellen würden in China inhaftierte Uiguren zur Zwangsarbeit nötigen. Diese würden in Großfabriken chinesischer Auftragsfertiger und Zulieferer dann für Unternehmen wie Apple, Samsung, Acer, Sony und HTC arbeiten.

China Apple Uiguren

2017 bis 2020: Uiguren werden zur Zwangsarbeit in andere Teile Chinas transportiert

Auf knapp 60 Seiten beschreibt der hier veröffentlichte Bericht die Zustände in China unter der Überschrift „Uiguren zu verkaufen“ und wiederholt Vorwürfe gegen die chinesische Regierung, die bereits vor gut einem Jahr unter anderem von der New York Times vorgetragen wurden. Demnach würden muslimische Uiguren überwacht, in Umerziehungslagern inhaftiert und zur Zwangsarbeit genötigt.

Als eines der vorgetragenen Fallbeispiele führt der Bericht die „Umerziehung“ von Uiguren in Apples Zulieferer-Kette an. Spezifische sollen Arbeiter gegen ihren Willen beim fertiger O-Film eingesetzt worden sein. Ein Unternehmen, dass 2017 unter anderen für die Selfie-Kameras von iPhone X und iPhone 8 verantwortlich zeichnete. Zwangsarbeiter, die vor einem Werksbesuch des Apple-Chefs Tim Cook im Dezember 2017 in ein anderes Werk verlagert wurden.

Cook O Film

Bei Zulieferer O-Film: Tim Cook auf Werksbesichtigung

Cook, dies geht aus einer inzwischen gelöschten Pressemitteilung von O-Film hervor, soll die Arbeitsbedingungen anschließend positiv bewertet und das Unternehmen für seinen „humanen Umgang mit den Mitarbeitern“ gelobt haben.

Gegenüber der Washington Post hat sich Apple zwar zum aktuellen Bericht geäußert, ist aber nicht auf die spezifischen Vorwürfe eingegangen, sondern erklärt ausweichend:

„Apple setzt sich dafür ein, dass jeder in unserer Lieferkette mit der Würde und dem Respekt behandelt wird, die ihm zustehen. Wir haben diesen Bericht nicht gesehen, aber wir arbeiten eng mit allen unseren Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass unsere hohen Standards eingehalten werden.“

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02. Mrz 2020 um 08:21 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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    33 Kommentare bisher. Dieser Unterhaltung fehlt Deine Stimme.
  • „… wir werden jedoch jede weitere Zusammenarbeit einstellen, falls sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten!“

    Das wäre die richtige Antwort gewesen!

    • Und nun mal zurück aus der Einhornwelt.
      Solche Themen sind komplex! Natürlich ist es richtig, die Zusammenarbeit einzustellen, wenn sich so etwas bewahrheitet. Das allerdings bei jedem dritten Vorwurf zu machen finde ich etwas schwierig.
      Wir (und Hr. Cook wahrscheinlich) ebenso wenig vollends um vorschnell Rückschlüsse zu ziehen. Vielleicht wusste O-Film gar nicht, dass dies Zwangsarbeiter sind, vielleicht hat sich irgendein Personalchef schmieren lassen, wer weiß.
      Das soll in keinster Weise als Ausflucht dienen. Ich warne nur davor komplexe Sachverhalte auf einfache Antworten herunter zu brechen. Das machen nur Politiker ;-)

      • „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ – Das Unternehmen ist immer haftbar, egal wer da Mist baut und auch wenn es angeblich niemand wusste.

      • Pièrre Hameghu

        Dir ist aber klar, dass es sich hier um ein chinesisches Unternehmen handelt, somit kannst du deinen Satz aus deutschem Recht nicht anwenden.
        Und ganz ehrlich: was erwartet die Menschheit denn bitte von einer kommunistischen Diktatur. Was glaubt ihr, warum die meisten Produkte so günstig sind? Bestimmt nicht, weil faire Löhne bezahlt werden. Boykottiert einfach diesen Chinaschrott und zwingt große Unternehmen, an Standorten zu fertigen, wo der Mensch auch etwas wert ist. Solange sich aber weiterhin fleißig dem Konsum hingeben, braucht niemand im Nachhinein diese Heuchelei.

      • Pièrre, ja, richtig. Und diese Diktatur des Proletariats, wie sich das Modell auch gerne nennt, war bei näherem Hinsehen immer eines der Apparartschiks, kruder Ideologen, Parteischranzen, Klatschhasen etc.
        Mal davon abgesehen, dass ich keinerlei Diktatur, von wem auch immer, für wünschenswert halte.

      • Genau, Werner von Braun war auch nur Wissenschaftler und wusste nicht wie bzw. von wem seine Visionen umgesetzt wurden.

        Habe ich gerade erst auf AppleTV in FOR ALL MANKIND gesehen.

      • „Solange sich aber weiterhin fleißig dem Konsum hingeben, braucht niemand im Nachhinein diese Heuchelei.“

        +1

    • Ja, da erwartest Du jetzt aber viel vom Mr. Cook. Aber es gibt Lichtblicke, auf der letzten HV haben auch etliche institutionelle Anleger sich für mehr Transparenz in Bezug auf Einhaltung der Menschenrechte ausgesprochen. Ich denke im Aufsichtsrat (Board) von Apple wird sich Cook langsam unangenehme Fragen stellen lassen.

  • Ich denke dass man Chinas Politik und Apples Strategie verstehen muss. Das Gefühl, ein iPhone in der Hand zu haben und damit zu telefonieren ist einfach um ein vielfaches schöner als Menschenrechte, Demokratie und Freiheit.

    Apple – Think different!

    • „..jeder.. mit der Würde und dem Respekt behandelt wird, die ihm zusteht.“
      So ein schwammiger Satz zeigt ja schon, dass es Ihnen egal ist oder sie ebenfalls glauben, dass den Uiguren kein Respekt zusteht.
      Hauptsache billig produzieren und teuer verkaufen!

  • Solange Deutschland an China immer noch Entwicklungshilfe (2017/630 Mio. Euro) zahlt, sollten alle mal den Ball flach halten. Gerade jetzt zeigt sich wieder das der Globalisierungs-Hype der falsche Weg ist. Diese Verstrickungen von chinesischen Firmen in Sklavenarbeit ist schon länger bekannt und betrifft nicht nur die Electronic Branche. Fashion Brands geben Aufträge an Firmen in China die wiederum die Produkte in Nordkorea fertigen lassen. Dort werden die Nordkoreaner als Arbeitssklaven gehalten.

    • Brauchst garnicht so weit ausholen, viele Bekleidungshersteller bekannter Marken lassen die Klamotten in Serbien für kleines Geld zusammennähen und verkaufen es hier für ein Vielfaches.

      Auch ich bin generell gegen die Globalisierung und es wird sich noch zeigen wohin uns das führt.

      Da sowieso der Großteil maschinell gefertigt wird wäre es auch nicht das Problem woanders zu produzieren. Würde weniger Gewinn abwerfen aber das Produkt müsste nicht unbedingt dort produziert werden. Auch würden die Arbeiter hier Geld verdienen das sie wieder hier ausgeben würden und nicht in China. So geben wir jetzt das Geld, dass morgen unsere Unternehmen aufkauft und dann unter unseren Markennamen in China unter oben genannten Bedingungen produziert.

  • Trauriges Thema, aber es zeigt sich ungeschminkt um was es geht: weder um die Produkte, noch um die Konsumenten und schon gar nicht um die Arbeiter („Sklaven“). Ausschliesslich der Profit zählt…

    • Deshalb soll Apple vielleicht mal mit ihrem Aktienkurs so richtig auf die Schnauze fallen und dadurch mal wieder auf den Boden der Tatsachen kommen.

      Dann wäre nämlich (sicherlich auch von der Profitsicherheit getrieben) zumindest der Gedankengang vorhanden, in anderen Ländern zu produzieren. Sicherlich mit dem zweitbilligsten beginnend … ;/ Aber vielleicht schonmal etwas.

      Ansonsten ist sich die eigene Stärke gefragt und wer Wert auf FairTrade in der Elektronikbranche legt, der fängt eben mit seinem Gewissen zusammen beim Fairphone oder Shiftphone an. Ja, Android – aber vielleicht ist auch dieses Thema mit den iOS-Fängen etwas, worüber man sich grundsätzlich Gedanken machen kann. Bei Android kann man zumindest das System auch so umbauen, dass es für den Einen oder Anderen eben nicht so viel plappert.

      Android selbst ist nämlich von der OS stability um einiges besser geworden als iOS UND wenn man mal bedenkt, dass die Lineage OS Community Android 10 auf einem Galaxy S II zum laufen gebracht hat – und das flüssig. …dann ist das Thema Ressourcenhungrigkeit definitiv vernachlässigbar.

  • Falls die Übersetzung richtig ist, ist die Formulierung sehr unglücklich gewählt – „die ihm zusteht“, hm. Und wenn man jemanden mit Würde behandelt, ist das kein Wert, sondern ein Mensch hat sie, auch bekannt als Würde des Menschen.
    Würdevolles Handeln bzw. „Behandeln“ ist etwas anderes.

  • Das Problem wird immer bestehen, wenn die westliche Welt in China fertigen lässt. Westliche Firmen können den Chinesen nie diktieren dass zu westlichen Standards gefertigt wird. Sonst können wir es nämlich auch gleich im eigenen Land machen. Und wenn uns Moral wirklich wichtig ist, dann ist das auch die einzige Möglichkeit. Dann kostet das Zeug halt das doppelte (was meiner Meinung nach nicht der Fall wäre) na und‽ mein erster PC hat auch 5000 DM gekostet. Die wurden damals trotzdem verkauft.

  • Puh, da kommt einem schon Ekel hoch. Vor allem natürlich gegen die chinesische Regierung, aber es wäre schön, wenn Apple da mehr Druck ausüben könnte/würde.

  • Wenn das jemand verfilmen würde, dann würde man den Film als unglaubwürdig einstufen.
    Traurig, dass das im Jahr 2020 noch möglich ist.

  • Immer wieder erstaunlich wie hier so die Kommentierung abgeht zu völlig bekloppten Themen wie z.B. Apple vs. Samsung (100-200 Kommentare mit übelsten Beschimpfungen) und wie hier einfach nix los ist, wenn es um die Produktionsbedingungen und das simple Menschenrecht geht.
    „We just don’t care at all“ schreien wir stumm den ausgebeuteten, geflücheteten und zurückgelassenen Menschen entgegen. Traurige Welt!
    Aber Hauptsache die Kameralinse von Model XY ist hässlich, ne toll, ne was weiss ich..
    Nochmal, traurige Welt!

    • Kann man so sehen – ich würde Kommentar-Anzahl aber nicht mit der Relevanz oder der durchschnittlichen Nutzermeinung korrelieren wollen. Ebensogut ist es möglich, dass viele Leser hier keinen Anlass für kontroverse Diskussionen sehen, weil ein unausgesprochener Konsens besteht, was die Zustände in China und deren Missbilligung angeht.

      Ich kann Dir mit einem Tippfehler in einer unserer Überschriften binnen 20 Sekunden 100 Kommentare zum Beitrag liefern, die alle nichts mit dem Inhalt zu tun haben – daher mahne ich zur Vorsicht, die Quantität der abgegebenen Kommentare als Gradmesser zweckzuentfremden.

      • Hi Nicolas, ich gebe Dir völlig Recht, natürlich ist die Anzahl der Kommentare tatsächlich als solche kein Gradmesser. Die Mehrzahl der hier abgegebenen Kommentare geht ja auch in die Richtung, dass dies durchaus als problematisch gesehen wird.
        Dennoch empfinde ich es als schlimm, dass trotzdem so wenig Reaktion hierzu geschrieben wird, wenn sich an anderer Stelle doch immer Zeit findet, sich seitenlang Quatsch an den Kopf zu werfen.
        Ich möchte Eure Arbeit bzw. die Artikel, die in den meisten Fällen doch recht objektiv geschrieben sind, hier mal ganz klar loben! Vielen Dank!

      • Danke! Und Danke fürs Mitlesen!

    • Liegt vielleicht auch daran das alles was Apple macht als in Ordnung angesehen wird und kritische Stimmen immer gleich als Trolle verschrieben werden anstatt solche Themen auch mal in Ruhe auszudiskutieren.

    • Zusätzlich würde ich gerne noch auf die religionsgleiche Verherrlichung neoliberaler Ideale hinweisen die hier in den Kommentarspalten stattfindet. Entweder offen und direkt oder mit sehr verkürztem „Das ist doch schlecht für meinen Geldbeutel“ Denken. Und diese Leute sind beinahe von Natur aus still wenn es um Themen wie ausbeuten geht: Der Markt wird’s schon richten. Wenn’s einen Markt für Ausbeutung gibt, dann ist das schon auch richtig so.

  • Wie ich China hasse und alles was aus diesem Land kommt. Ist leider wirklich so. Mobile Hinrichtungstrucks, Umerziehungslager und ihr Sozialkreditsystem, zum kotzen diese Gesellschaft. Wir sollten Europa produktionstechnisch wieder aufwerten auch wenn wir das doppelte zahlen. Na und dann benützen wir die Geräte halt länger und der Umwelt hilft es auch.

  • Seit Tim Cook die Peitsche in der Hand hat sind alle wirklich alle gesetzten Vorgaben nichtig!

    Wann geht man dagegen vor?

  • Wollen wir es doch mal auf den Punkt bringen…
    Die Lohnkosten für ein Iphone 11 Pro belaufen sich auf 21 Dollar. Das sind großzügig aufgerundet 1,5% des Vk. Würde die Produktion nach Europa verlagert, würde das die Herstellungskosten vielleicht verdoppeln. Schließlich wird da ja schon vieles per Roboter montiert.
    Wir Kunden würden sicherlich nicht an einem 21€ teurerem Iphone vorbeigehen. Um also 21€ zu sparen, nimmt Tim Cook in kauf, das seine Zulieferer die Menschenrechte mit Füßen tritt.
    Ich selber liebe das Iphone, aber die Raffgier von Apple gibt mir doch sehr zu denken…

  • Kleine Randnotiz: Auch das Grundgesetz der BRD erlaubt ausdrücklich Zwangsarbeit.
    Wikipedia-Artikel zu Zwangsarbeit: „Grundsätzlich sind Gefangene verpflichtet, Arbeit, die ihren körperlichen Fähigkeiten angemessen sind, auszuüben, sofern sie dazu in der Lage sind. Das deutsche Grundgesetz erklärt bei Freiheitsentziehung explizit Zwangsarbeit als zulässig.“

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