Günstige Webcam mit Profi-Software
OBSBOT Tiny SE ausprobiert: Starke Webcam für Meetings und Bildung
Als der für seine PTZ-Kameras bekannte Anbieter OBSBOT Mitte Januar sein neues Webcam-Modell OBSBOT Tiny SE veröffentlicht hat, dürften einige Anwender ins Grübeln gekommen sein. Die größere Schwester, die OBSBOT Tiny 2 Lite, wurde bereits vor sechs Monaten auf den Markt gebracht. Welchen Sinn hatte es nun, eine in der Auflösung leicht reduzierte, ansonsten aber nahezu baugleiche Webcam nachzuschicken?
5 cm × 5 cm × 7 cm: Ultrakompakt und fast geräuschlos motorisiert
Warum eine zweite OBSBOT Tiny?
Die Antwort ist offensichtlich: Die OBSBOT Tiny SE existiert vor allem, um eine preisbewusste Zielgruppe abzuholen, die nicht für 4K zahlen möchte, aber dennoch eine smarte PTZ-Kamera mit guter Software sucht. Während die OBSBOT Tiny 2 Lite mit ihrem 4K-Sensor auf Streamer und Content-Creator abzielt, richtet sich die OBSBOT Tiny SE gezielt an Nutzer, die eine hohe Bildrate bei 1080p für Meetings, digitale Schulungen oder hybride Vorträge bevorzugen.
Mit ihrem 149 Euro Listenpreis unterbietet sie die OBSBOT Tiny 2 Lite um 50 Euro und ist bewusst in einem preisbewussteren Segment positioniert. Die Entscheidung, ein weiteres Modell mit leicht reduzierter Ausstattung nachzuschieben, ist daher nicht zufällig – sondern Strategie, um auch Lehrkräfte, Hobbyisten und Gelegenheits-Zoomer für die eigene Marke zu gewinnen.
1080p bei 100 statt 4K bei 30 fps
Die wichtigsten Unterschiede liegen im Bildsensor und der maximalen Auflösung. Die OBSBOT Tiny SE verwendet einen 1/2.8-Zoll-CMOS-Sensor und erreicht bis zu 1080p bei 100 fps beziehungsweise 720p bei 120 fps. Die OBSBOT Tiny 2 Lite hingegen setzt auf einen größeren 1/2-Zoll-CMOS-Sensor und bietet bis zu 4K bei 30 fps beziehungsweise 1080p bei 60 fps.
Was bedeutet PTZ? PTZ steht für Pan, Tilt und Zoom, also Schwenken, Neigen und Zoomen. Kameras mit dieser Technologie können den Bildausschnitt motorisiert anpassen, um Bewegungen zu verfolgen oder einen gewünschten Bildausschnitt dynamisch zu verändern. Die OBSBOT Tiny SE nutzt KI-gestützte PTZ-Funktionen, um automatisch Gesichter und Bewegungen zu erfassen und den Bildausschnitt entsprechend anzupassen. Das macht sie besonders für Vorträge und interaktive Meetings interessant.
Im Ruhemodus zeigt die Kameralinse nach unten
Flexibel montierbar
Die motorisierte OBSBOT Tiny SE bringt einen variablen Standfuß mit, der sowohl über ein 1/4-Zoll-Stativgewinde verfügt als auch über einen Klappmechanismus, der die einfache Befestigung an MacBook, Studio Display & Co. zulässt.
So aufgestellt, wartet die Webcam im Standby-Betrieb mit nach unten weggeklappter Kameralinse und richtet sich erst auf, wenn Anwendungen wie FaceTime, Zoom oder auch CameraPreview auf die USB-C-Kamera zugreifen wollen.
Der Hersteller-Trailer führt durch die Geräte-Highlights
Die Motorisierung ermöglicht im Betrieb ein zielgenaues Ausrichten der Linse, die in der Lage ist, nicht nur den Kopf des Nutzers zentriert im Bild zu behalten, sondern auf Wunsch auch ganzen Körperbewegungen zu folgen und mit dem Nutzer durch den Raum zu wandern.
Mit vollem OBSBOT Center
Vor allem punktet die OBSBOT Tiny SE mit ihrer vollen Kompatibilität zur Mac-Anwendung OBSBOT Center des Anbieters, die auch für den Betrieb der restlichen PTZ-Kameras im Boot-Sortiment zum Einsatz kommt. Das bedeutet: Mit der günstigen OBSBOT Tiny SE nutzt ihr am Mac die gleiche Software und deren Funktionen, auf die auch Anwender mit den 1.249 Euro teuren Geräten wie der OBSBOT Tail 2 vertrauen – und die entsprechend hohe Ansprüche bedienen muss.
Das OBSBOT Center ist umfangreich aber logisch aufgebaut
So ist die native Mac-Applikation, die auf Abonnements und zusätzliche Monetarisierungsmechanismen verzichtet, nicht einfach nur ein weiterer Logitech-Options-Verschnitt, sondern ein Werkzeug für professionelle Videomacher, das so viele Funktionen anbietet, dass euch der Anbieter beim ersten Einsatz bewusst zwischen einer einfachen Oberfläche und der vollen Expertenansicht wählen lässt.
In der OBSBOT Center-Applikation lässt sich die Kameraausrichtung nicht nur manuell steuern, sondern es können auch vordefinierte Punkte konfiguriert werden, die sich auf Tastendruck anfahren lassen und mit der optional erhältlichen Hardware-Fernbedienung verknüpft werden können.
Die OBSBOT Center-Applikation verfügt zudem über die Möglichkeit, ein virtuelles Kamerasignal bereitzustellen und ist in der Lage, dieses umfangreich zu manipulieren.
Hier lassen sich Voreinstellungen und Live-Konfigurationen vornehmen
KI-Make-up und Gestensteuerung
Echtzeit KI-Algorithmen können hier ein ganzes Make-up-Studio ersetzen. Wer will, kann seine Kinnpartie dezent schmaler wirken lassen, Hautunreinheiten entfernen oder auch die Lippenfarbe verändern sowie den Haaransatz versetzen oder gleich verdichten. Filterfunktionen, auf die wir persönlich wenig Wert legen – wir kennen jedoch Menschen, die sich noch immer ungern vor der Kamera präsentieren und so zumindest die Möglichkeit haben, die Ursachen ihrer größten Unsicherheiten etwas zu retuschieren.
Die Kosmetik-Funktionen sind alle realistisch…
Die Retusche-Einstellungen sind in über 60 Bereiche aufgeteilt, werden nach Männern und Frauen sowie Gesichts- und Körperbereichen getrennt angeboten und belegen dennoch nur eine von insgesamt acht Optionen im Einstellungsmenü.
Persönlich sind wir Fans der umfangreichen Kurzbefehle-Konfiguration, mit der es möglich ist, alle wichtigen Kerneinstellungen auch direkt mit der Tastatur zu steuern. Mit der OBSBOT Tiny SE wird der Funktionsumfang der professionellen PTZ-Kameras für ein breites Publikum angeboten, das sich nur wenig um Megapixel schert, dafür aber zu schätzen weiß, wie relevant die Praxisfunktionen der OBSBOT Tiny SE im digitalen Lehr- beziehungsweise Vortragsalltag sein können.
… und können nahezu alle relevanten Körperpartien modifizieren
Besonders hervorzuheben sind hier auch die Möglichkeiten zur Gestensteuerung. Über zwei einfache Handgesten lässt sich die automatische Personenverfolgung der Kamera aktivieren beziehungsweise deaktivieren – eine praktische Funktion, wenn man sich die 59 Euro für die Fernbedienung sparen, gleichzeitig aber die Möglichkeit behalten möchte, zwischen konventioneller Schreibtischperspektive und dem vielleicht im hinteren Teil des Zimmers aufgestellten Whiteboard zu wechseln.
Hier sind auch die besonderen Verfolgungsmodi erwähnenswert: Die Kamera kann nicht nur ein Gesicht im Bild zentrieren, sondern auch die Körperteilverfolgung für Nahaufnahme, Oberkörper, Unterkörper, Kopflose Verfolgung oder Handverfolgung aktivieren – was vor allem dann Sinn macht, wenn auf der Tafel geschriebene Inhalte mitverfolgt oder per Handverfolgung gesteuert werden sollen.
Tastaturkurzbefehle lassen sich nach Belieben setzen
Klare Empfehlung
Wer auf der Suche nach einer professionellen Webcam ist, die nicht gleich am oberen Limit des dafür aufzuwendenden Budgets kratzt, sollte die OBSBOT Tiny SE definitiv in Betracht ziehen. Auch mit ihrer moderaten Auflösung von 1080p sticht die Bildqualität OBSBOT Tiny SE in der Regel alle anderen Teilnehmer der deutschen Homeoffice-Realität aus.
Zudem wird die OBSBOT Tiny SE von einer vernünftigen Software flankiert und besitzt ein Mikrofon, das akustisch deutlich besser performt als der in den Apple Studio Displays verbaute „Ring aus drei Mikrofonen in Studioqualität“.
Jetzt ärgere ich mich, dass ich die Tiny 2 Lite gekauft habe. Vor allem Zoom rechnet ja gnadenlos runterdas man die 4K nicht feiern kann.
4K oder sogar 2k ist vollkommen sinnlos bei einer Webcam.
Gängige Meeting-Software wie MS Teams und Zoom können nun max. 1080p. Da ändert auch die 4K Cam nix an der Qualität – im Gegenteil: durch das Rendering kann sie sogar schlechter als bei einer 1080p sein.
Und für Streaming nimmt man vernünftiges Equipment. Also zumindest eine Bridge-Kamera, wenn nicht sogar eine DSLR. Da ist das hier präsentierte nur Spielzeug.
Genau, weil jeder Hobby Streamer gleich 500€ und mehr für ne Kamera ausgibt!!
Funktioniert das Ding auch am iPad?