Schleichweg über den Inselstaat
Neue Apple-Produktnamen werden zuerst in Jamaika registriert
„We're going to double down on secrecy on products“ hat Apple-Chef Tim Cook bei seinem Amtsantritt verlauten lassen. Dennoch werden die meisten Produktneuerungen zumindest Ansatzweise bereits vor ihrer offiziellen Vorstellung bekannt. Die entsprechenden Informationen kommen nicht nur aus undichten Stellen bei Apple selbst oder in den beauftragten Produktionsbetrieben, oft lässt such die Registrierung von Produktmarken und -namen darauf schließen, was der Hersteller im Schilde führt.
Ob Siri, die Apple Watch oder macOS, all diese Bezeichnungen hat sich Apple im Vorfeld ihrer Markteinführung schützen lassen. Wäre dies allerdings direkt in den USA oder einer anderen Industrienation geschehen, wären aufgrund der damit zwangsläufig verbundenen Veröffentlichungen wohl frühe Spekulationen um den Hintergrund der Eintragung die Folge. Apple wie auch andere Unternehmen bedienen sich daher eines Tricks, mit dessen Hilfe eine Enttarnung deutlich unwahrscheinlicher wird. Die Warenzeichen werden zunächst in kleinen, unauffälligen Nationen angemeldet, denn laut geltendem US-Recht genügt es dann, die entsprechende Anmeldung in den USA innerhalb von sechs Monaten nachzureichen. Eine Eintragung in einem anderen Staat innerhalb dieser Zeit genügt, um Anspruch auf die Marke auch in den USA zu haben.
Das Onlinemagazin Quartz hat zu diesem Thema recherchiert und ein paar Zahlen zusammengetragen. So hat Apple in Jamaica 275 Warenzeichen eingetragen, bevor ein entsprechender Antrag in den USA gestellt wurde. Jamaika eignet sich aufgrund der dort gültigen Bestimmunen für eine Markenrecherche besonders gut für geheime Projekte. Anders als in den meisten Nationen gibt es dort keine Möglichkeit, das Markenregister online zu durchsuchen, sondern es ist ein persönlicher Besuch bei der zuständigen Behörde erforderlich. Alternativ können Personen oder Firmen mit Adresse in Jamaika die Behörde mit einer Recherche beauftragen, diese nimmt für gewöhnlich aber etwa drei Wochen in Anspruch.
Apple nutzt diesen „Schleichweg“ besonders oft und hat seit 2010 nahezu 350 Warenzeichen im Ausland registriert, bevor der amerikanische Zuspruch beantragt wurde. Google und Microsoft bringen es immerhin auf 93 bzw. 80 solcher Einträge. Jamaika ist dabei vor allem für Apple die erste Wahl, Microsoft setzt hierfür gerne auf Südafrika, Google favorisiert Staaten wie Tonga oder Trinidad & Tobago. In dem zuletzt genannten Inselstaat feierten immerhin auch 39 Apple-Warenzeichen ihre Premiere.