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Ambivalenter Abschied

Nach 15 Jahren: Shock-Portal LiveLeak geht vom Netz

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37 Kommentare 37

Die Macher des Videoportals LiveLeak haben den Betrieb ihrer Seite nach 15 Jahren im Netz jetzt komplett eingestellt und damit eine der bekanntesten Shock Sites vom stillgelegt. LiveLeak ging aus der im Jahr 2000 gegründeten und inhaltlich nahezu identisch aufgestellten Webseite Ogrish.com hervor, die für Nutzer in Deutschland zeitweise vollständig blockiert wurde.

Liveleak Seite

LiveLeak stand in der Tradition vieler, Anfang der 2000er Jahre ans Netz gegangener Shock Sites zu denen neben Ogrish.com auch Rotten.com oder das Stile Project zählten. Hier wurden Videos gezeigt in denen nicht selten schwere Verletzungen, Un- und Überfälle, Tote und kriegerische Handlungen zu sehen waren.

Content, der weder jugendfrei noch schön anzusehen war, allerdings auch abbildete was in Nachrichten auf YouTube oder auch in den sozialen Netzen oft nur angedeutet und selten in voller Brutalität dargestellt wurde bzw. wird. Inwiefern dies als Mehrwert beurteilt werden kann, dürfte eine Frage für abendfüllende Diskussionen sein.

„Echte“ Einblicke in Kriegs- und Krisengebiete

Allerdings kann wohl nicht bestritten werden, dass Kameraaufnahmen aus Kriegs- und Krisengebieten Zuschauern aus anderen Regionen des Planeten das vor Ort herrschende Grauen so gut wie kein anderes Medium vermitteln können. Dabei war auf LiveLeak stets völlig unklar, wer die gezeigten Videos mit welcher Motivation veröffentlicht hat.

Entsprechend ambivalent bewerten wir die Einstellung des LiveLeak-Portals, das, ob gut oder schlecht, definitiv ein Stück Internet-Geschichte geschrieben hat.

Zur Stunde leitet die Domain LiveLeak.com auf die Webseite itemfix.com weiter, auf der der LiveLeak-Gründer Hayden Hewitt eine kurze Stellungnahme veröffentlicht hat und sich bei seinen Team-Mitgliedern für „eine verrückte Zeit“ bedankt.

Obgleich auch itemfix.com wieder mit Videos um klickwillige Nutzer wirbt, sind die LiveLeak-Archive vom Netz gegangen und stehen nicht mehr zum Anschauen zur Verfügung.

06. Mai 2021 um 12:42 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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  • Naja, so doll war Liveleak ja nun auch nicht, der beschriebene Content traf seit Jahren schon nicht mehr zu. Da gibt es andere Seiten die dieses „bieten“.

  • Gibt es da nicht auch Seiten, wo man gar nicht beurteilen kann, ob das ein Fake ist? Hab mich da vor Jahren echt gruselig amüsiert.

  • Schön, dass zumindest dieser Dreck weg ist. Aber das ist wie mit Hydra – längst gebiert das Netz immer weitere Ungeheuer. Wie hat sich das eigentlich finanziert? Über Google eingespielte Ads?

    • Ich finde auch gut, dass die Seite vom netz geht.
      Wer sich an sowas amüsiert empfindet keine Empathie. Eine der wichtigsten Empfindungen für eine Gesellschaft.

      Ich muss mir beruflich solche Abscheulichkeiten wie Tötungen, Verstümmelungen und Kinderpornografie ansehen – braucht kein Mensch sowas.

      • Es ging und geht wohl eher darum, zu zeigen wie die Welt wirklich ist … klar dass das manche nicht sehen wollen.

      • Die Frage ist, ob man das zum amüsieren oder zum abschrecken verwendet…

      • Wen muss ich denn mit einem Video abschrecken, in dem jemand getötet wird? Und wovor abschrecken?
        Sowas kann man wunderbar auch mit nachgestellten Szenen tun. Und muss nicht alles in seinen Einzelheiten zeigen. Wenn schon das reine erklären nicht reicht.

        So ein undirigiertes „Kipp deinen menschlichen Müll auf diese Plattform“ braucht keiner. Klar kann man sowas sinnvoll einsetzen. Aber nicht auf diese Art.

      • Grade für Videos aus Krisengebieten sind solche Portale aber sehr wichtig um auch mal ungefiltert alles zu sehen.
        Hier ging es nicht nur um sowas wie bei r/watchpeopledie (gesperrt)

    • Ach ja die Wahrheit kann hart sein und sie verträgt wohl nicht jeder. Na gut Augen zu und schlafen gehen

      • Besser als hinsehen und gar nicht mehr schlafen können!

        Es gibt Menschen die genug Empathie haben um zu wissen was schlimm und was nicht schlimm ist – ohne dass man ihnen vorführt, wie Menschen zerfetz werden.

        Alle anderen sollten sich untersuchen lassen!

      • @iDau 100%!

      • Ich kann die Wahrheit kennen ohne sowas zu sehen. Und weißt du was? Ich kann sogar etwas dagegen tun, ohne mir so einen Dreck ansehen zu müssen.
        Aber mein explizites Problem waren ja auch die Leute, die sich an sowas ergötzen. Die sowas zum Spaß anschauen.

  • Tatsächlich war rotten.com die allererste Website, die ich mir angeschaut habe. Das war irgendwann Anfang der 90er zum
    Beginn des Studiums glaube ich.
    Aber ich sehe diese Art von Seiten auch als ziemlich sinnlos an.

    • Anfang der 1990er gab es noch gar kein WWW ;-)

      rotten.com ging 1996 ans Netz.

      • Wir hatten unsere erste Website 1993 (lief auf einer NeXTdimension), davor gab es definitiv schon andere.

      • Anfang der 1990er definiere ich z.B. als 1991, und da ging es noch mit Telnet und Gopher über die 64 kBit/s Standleitung an der Uni ins Netz.

        Eine Firma, die 1993 schon eine Website hatte, war sehr früh dran, und sicherlich irgendwie akademisch verortet. Zumal die Spezifikation des WWW ja erst im April 1993 überhaupt veröffentlicht wurde.

      • Nun, 1991 gab es so gut wie keine bezahlbaren Leitungen in Europa (die Preise von Eunet waren für heutige Verhältnisse unvorstellbar hoch), daher zwecklos. Auch bei uns ging das nur über die „Kumpel“-Schiene, denn wir waren weder eine Firma noch kamen wir aus Akademia. Xlink bot zufällig die ersten „interaktiven“ Leitungen (also nicht UUCP) an, was uns via sub.net bei unfassbar hohen Telekom-Kosten eigene in händischem HTML verfasste Seiten ermöglichte. Und klar waren wir Pioniere, da eben NeXT-Anweder (eine NeXT-Usergroup und später die einzige europäische Zeitschrift zum Thema). Und das WWW entstand ja bekanntlich auf dem NeXT. Der erste CERN-Browser hieß daher auch „World Wide Web.app“ …

  • Oh man das ist Mist :-( Die Schocksachen habe ich nie angeguckt, auch war ich nie auf der ursprünglichen Schock-Vorgängerseite, aber es war ein ungefiltertes Youtube bzw. es gab ungefiltertes Nachrichtenmaterial im Rohformat. Leider zwar auch immer mehr Agentur-Clickbaitkram und Spam, aber zu wichtigen Ereignissen wie zu Ausschreitungen in den USA, die ersten Videos zu Corona-Fällen in China(außerhalb der „Chan“-Seiten), Videos zu Russland/Ukraine-Spannungen und zu wichtige anderen Themen, gab es immer ungefilterte und unmoderierte Videos, welche man in den Nachrichten und auf Youtube nicht sehen oder nur schwer finden konnte. Auch zu Umweltkatastrophen fand man immer interessante Videos. Reddit und so sind da auch keine Alternative. Ich halte das für einen gewaltigen Verlust für die Informationsfreiheit und den leichten Informationszugang im Internet.

    PS: Der Niedergang von Liveleak wurde damals mit dem widerwertigen rechtsradikalen Terroranschlag in Christchurch eingeleitet, welcher in den Kommentarbereichen gefeiert wurde. Danach wurde die Kommentarfunktion auf Liveleak komplett deaktiviert. Seitdem gingen wohl auch die Klicks zurück. Gibt es Alternativen, die wirklich breit aufgestellt sind, auch mal unterhaltsames und schönes bieten und nicht auf reine Schockvideos aus sind?

  • Auf der Seite gab es doch nur zig mal die gleichen News Ausschnitte in schlechter Qualität und da hat man noch weniger als in den RTL Nachrichten oder YouTube gesehen.
    Alles total unübersichtlich. Die Seite hatte doch keinerlei Sinn (mehr).

  • Schwieriges Thema das ganze… aber umso mehr Daumen hoch an den Autor – wirklich gut geschrieben der Text!

  • Zitat: „Allerdings kann wohl nicht bestritten werden, dass Kameraaufnahmen aus Kriegs- und Krisengebieten Zuschauern aus anderen Regionen des Planeten das vor Ort herrschende Grauen so gut wie kein anderes Medium vermitteln können.“

    Das glaube ich nicht. Nach meiner Erfahrung wird durch die Art der Aufnahmen oft eher Distanz geschaffen. Der Zuschauer wird zum passiven Voyeur, der in das Geschehen vor Ort nicht wirklich involviert ist und vor allem immer sofort wieder ab- oder umschalten kann. Der unpersönliche Videostil trägt dazu maßgeblich bei.
    Ich glaube, das beispielsweise eine ausführliche Reportage ausgezeichnet zeigen kann, wie die Lage in einer Konfliktregion ist.
    An dieser Stelle kann ich auch den Literaturklassiker „Im Westen nichts Neues“ empfehlen. Ganz ohne Horrorvideos à la Liveleak wird hier ein erschreckendes Bild vom Krieg gezeichnet, und zwar in erster Linie durch Einblicke in die Gefühle und Empfindungen der Menschen. Gerade zu solchen Einblicken ist die Liveleak-Berichterstattung schlecht in der Lage.

  • Ekelhaft wie einige User sich hier aufregen als wenn etwas wegnommen wurde. Aber bei der Community kein Wunder. Diese und noch viel schlimmere Seiten sind traumatisierend für viele Menschen und sowas senden sich Kinder teilweise in der Schule aus Neugier. Mir selbst wurde rotten in der Schule gezeigt und das was ganz sicher nicht witzig. Das argument vom zeigen wie die Welt wirklich ist ist Schwachsinn. Zerstückelungen per Kettensäge frei zugänglich im Netz zu haben ist schrecklich. Und Menschen die sich an diesen Videos aufgeilen sind widerlich. Ich wünsche ich könnte all den Scheiß den ich schon gesehen habe aus meinen Kopf löschen (obwohl ich psychisch stark genug für solchen content bin).

    • Wenn du zartbesaitet bist, mag deine Sicht nachvollziehbar sein. Dass eine Website, die solche Videos ungefiltert veröffentlicht, einen gewissen Mehrwert bietet, ist unstrittig. In Zeiten von Youtubes absurden Vorgaben für familienfreundlichen Content ist ein wenig Kontrast schon toll.

    • Das sind wohl die selben unreifen Individuen, die an Unfallstellen erstmal das Handy zücken… um das Leid anderer zu ‚dokumentieren‘ und sich aus ’sicherer Entfernung‘ dann daran zu ergötzen.
      Kein Unterschied.
      Den Betreibern dieser Websites ging es IMHO nie darum das ‚echte Leben‘ zu dokumentieren, sondern immer nur den gelangweilten übersättigten Zuschauern den ultimativen Kick zu liefern…

  • …bin seit 1995/96 im Internet aktiv, habe von dieser Seite noch nie gehört und auch erst heute erfahren, dass rotten.com „down“ ist.

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