In-App-Käufe aus dem Nichts
iPad-Geheimtipp Flexcil: Wie finanzieren die sich eigentlich?
Entwickler, die uns in ihren E-Mail-Vorstellungen neuveröffentlichter Applikationen nicht nur über Funktionen und Spezifikationen ihrer App Store-Downloads informieren, sondern auch auf ihr Geschäftsmodell hinweisen sind selten geworden.
Den meisten App Store-Einsteigern geht es Anfangs ohnehin nur um das „Community-Building“ und häufig stehen die langfristigen Monetarisierungsstrategien noch gar nicht fest. Inzwischen sind wir sogar dazu übergegangen, entsprechende Informationen nach der ersten Kontaktaufnahme direkt zu erfragen.
Auf eine E-Mail, die uns in der vergangenen Woche auf die bevorstehende Neuveröffentlichung einer kostenlosen Einkaufsliste mit integriertem Rezeptmanager hinweisen sollte, haben wir erst gestern wie folgt reagiert:
Kleiner Tipp von der schreibenden Front: Informiert am besten direkt zum Veröffentlichungsdatum über die geplante beziehungsweise zukünftige Monetarisierung und die Verarbeitung sowie die Weiterverwendung der anfallenden Nutzerdaten. Bei kostenlosen App Store Neuveröffentlichungen sind dies immer die ersten Fragen, die von unseren Lesern gestellt werden. Schlaue Antworten darauf lassen euch dem traditionell eher skeptischen Feedback elegant ausweichen.
Womit wir zur iPad-Applikation Flexcil kommen. In der vergangenen Monaten mehr als einmal auf ifun.de vertreten, haben wir eine Lanze für das iPad-Notizwerkzeug gebrochen, mit dessen Hilfe sich PDF-Dateien kommentieren, Informationen aus mehreren PDFs zusammentragen und Uni- bzw. Meeting-Vorbereitungen erstaunlich effektiv handhaben lassen.
Die Frage nach der Finanzierung der hervorragenden aber kostenlosen iPad-Anwendung wurde stets unmittelbar nach der Freigabe unserer Artikel gestellt – zurecht, wie wir finden. Mit ihrem gestrigen Update auf Version 2.2.0 beantworten die Entwickler diese nun endlich.
Flexcil setzt zukünftig auf einen 10 Euro teuren In-App-Kauf, mit dem sich die Vollversion „Flexcil Standard“ freischalten lässt. Diese bietet ihren Nutzern die folgenden Funktionen an:
- Voller Funktionsumfang, ohne Einschränkungen
- Export ohne Wasserzeichen
- Direktlinks in Notizen in PDF-Dateien
- Änderung der Reihenfolge der Seiten mit Notizen
- Exportieren von Notizen im PDF-Format
- Neue Benutzeroberfläche im Menü
- History Management
Anders formuliert: Flexcil hat den App Store bislang zum Verteilen einer öffentlichen Testversion genutzt und versucht nun auch Geld zu verdienen. Nachvollziehbar und vollkommen gerechtfertigt. Dennoch: Wir hätten uns eine transparentere Herangehensweise gewünscht. Wir wollen nicht jedem Entwickler die oben abgedruckte E-Mail zustellen müssen.
cool! danke das ihr nach fragt!
Guter Artikel zu einem wichtigen Thema. Für die Entwickler ist es sicherlich ein Spagat zwischen einer ausreichenden Information der Nutzer ohne diese gleichzeitig zu verschrecken. Der durchschnittliche App Store Nutzer ist ja schon verschreckt, wenn die App nicht kostenlos ist. Verwendet man dann noch die ach so bösen In-App Käufe kommen direkt weitere böse Kommentare zu den Themen Betrug, Abzocke, Gier, etc. hinzu.
Angenommen ein Entwickler trauen direkt bei Version 1.0 in die Store Beschreibung zu schrieben „Die App ist kostenlos um die Nutzer erst einmal neugierig zu machen und uns zu zeigen, ob es überhaupt ausreichend interessierte Nutzer gibt. Haben sich genug Nutzer gefunden, die eine weitere Entwicklung rechtfertigen, fügen wir kostenpflichtige Funktionen hinzu. Eventuell werden dann auch einige bislang kostenlose Funktionen kostenpflichtig. Wir möchten schließlich vom Verkauf leben…“
Mit einem solchen Text würde er vermutlich zahlreiche Nutzer vergraulen, obwohl das nur die reine, faire und aufrichtige Wahrheit ist. Was bleibt also anderes übrig, als das „heimliche“ Vorgehen?
Ich kenne bislang nur eine App, die so transparent und offen mit ihrem Geschäftsmodell umgeht (wurde vor wenigen Tagen auch hier vorgestellt). Das liegt aber vermutlich auch daran, dass diese schon eine relative große Community hat und sich daher nicht mehr hinter Floskeln verstecken muss…
ich persönlich bin ja der Meinung, dass solche Hinweistexte (vielleicht ein ganz klein wenig anders formuliert) durchaus funktionieren könnten. Vor allem wenn man mit einem Funktionsumfang startet, der sich auch langfristig nicht verändert und bereits zum Start von Version 0.1 ankündigt, dass man mit Version 1.0 plant einen In-App-Kauf einzuführen. Die Freiheit, die Entwickler bei ihrer Versionierung haben, ermöglicht dir dann quasi genau zum richtigen Zeitpunkt auf Version 1.0 zu switchen und die angekündigte Monetarisierung anzugehen. Aber ja, komplizierte Herausforderung.
Eigentlich ganz deiner Meinung! Ich fände so einen Text auch gut und es gäbe (außer uns beiden :) sicherlich noch eine größere Gruppe, bei der solche eine Ansprache sicherlich gut funktionieren würde. Nur die Größe dieser Gruppe schätze ich im Vergleich zum durchschnittlichen App Store User eher gering ein. Warum sollte ein Entwickler also ein relativ hohes Risiko eingehen, wenn der Nutzen (auch langfristig) wahrscheinlich eher gering ist. Wegen der Mentalität im Store ist es deutlich erfolgsversprechender die bekannte Taktik zu wählen.
Wie gesagt kenne ich nur eine App (will keine Werbung machen, aber ihr habt erst vor ein paar Tagen über ein Update berichtet. Bereich Finanzen) die Sinn gemäß auf ihrer Seite schreibt „Unsere App ist nicht kostenlos, und das ist gut so. Wir verkaufen Software und keine Daten und finanzieren uns daher über den Verkaufspreis…“
Finde ich mutig. Bei manchen Nutzern kommt das bestimmt gut an (z.B. bei mir :), aber viele lesen vermutlich nur „nicht kostenlos“ und sind schon weg ohne sich die Mühe zu machen weiterzulesen. Wenn man sein Geschäftsmodell erklären muss, verliert man Nutzer. Also schreibt man lieber „Kostenlos, Kostenlos, Kostenlos!!!“ und finanziert sich irgendwie hinten rum. Ist schade, dass die Nutzer nicht weiter denken, ist aber so :-)
Üblich, anfixen &. dann abkassieren, sowohl im real life als auch im Netz/Apps.
Bait and switch. Immer und überall. Meine Frau war auch jung und knackig… Mh.
Vielleicht am besten gleich erwähnen auf eurer Homepage. Vorbeugend und Spart Zeit und Mühe ;)
Kleiner Tipp von der Balkon-Redaktion
Funktioniert leider nicht. Wir haben schon seit Urzeiten folgenden Satz auf der Kontaktseite: „Bitte lasst uns in Ruhe mit Link-Partnerschaften und nein, wir verkaufen auch keine Blogeinträge oder Reviews!“
Du wirst nicht glauben wie viele Angebote für bezahlten Content und gekaufte Links hier eintrudeln…
Absolute Zustimmung
Ich weiß, viele werden jetzt wieder das Fremium Modell anprangern. Ich hatte diese in-App Käufe aber für einen guten Weg zum Ausprobieren von Apps. M.E. kann so auch das Update Problem gelöst werden.
Neue Versionen kostenlos, soweit wirklich nur verbessern bisheriger Funktionen und neue Funktionen / wirkliche Erweiterungen durch neuen in-App Kauf freischalten
Bei mir funktioniert die App irgendwie nicht.
Bei der Einführung geht alles ohne Probleme. Will man danach losschreiben scrollt der Stift nur anstatt zu schreiben.
Journalism at its best
Ein dickes Lob an Euch für eure Ehrlichkeit.