In der Praxis ist alles beim Alten
Gatekeeper Apple: Branche sieht untätige EU-Kommission
Das Gesetz über digitale Märkte, der sogenannte Digital Markets Act, trat bereits im Sommer 2023 in Kraft und sollte verhindern, dass große digitale Plattformen, ihre Marktmacht zulasten kleinerer Unternehmen ausnutzen.
Die sogenannten „Gatekeeper“, darunter iOS, iPadOS, der App Store und Safari, wurden von der EU-Kommission auf einer Liste mit anderen betroffenen Unternehmen veröffentlicht, die bis zum 7. März 2024 dazu aufgerufen waren, ihre Geschäftspraktiken in Einklang mit den neuen Vorschriften zu bringen.
Doch auch fast ein Jahr nach Inkrafttreten des DMA beobachtet die Branche weiterhin Verstöße. Aktuell melden sich mehrere Interessenvertreter mit einem offenen Brief zu Wort, darunter Unternehmen aus den Bereichen Musik-Streaming, Online-Marktplätze und Nachrichtenmedien. Dieses zufolge nutzen die Gatekeeper weiterhin Strategien, die es ihnen ermöglichen, den regulatorischen Anforderungen auszuweichen.
Dies geschieht unter anderem durch oberflächliche Anpassungen, die den EU-Vorgaben zwar formal entsprechen, aber in der Praxis keine wesentlichen Veränderungen bewirken.
Kommission soll Gesetze durchsetzen
Die Europäische Kommission hat bereits Untersuchungen gegen Alphabet, Apple und Meta wegen möglicher Nichteinhaltung eingeleitet. Dies habe jedoch bislang nicht zu grundlegenden Verhaltensänderungen geführt, heißt es in dem offenen Brief. Darin wird gefordert, dass Verstöße konsequenter geahndet und sämtliche im DMA vorgesehenen Mittel genutzt werden, um die Einhaltung des Gesetzes sicherzustellen.
Die Unterzeichner des Briefes argumentieren, dass die anhaltende Marktmacht der Gatekeeper den Wettbewerb in der EU weiterhin beeinträchtige. Kleine und mittelständische Unternehmen würden in ihrer Entwicklung behindert, da sie nach wie vor Schwierigkeiten hätten, sich gegen die etablierten Plattformen zu behaupten. Die Kommission wird daher aufgefordert, ihre laufenden Untersuchungen zügig abzuschließen und bei nachgewiesenen Verstößen gegen das DMA entsprechende Sanktionen zu verhängen.
Die Unterzeichner des offenen Briefes.
In der Praxis ist alles beim Alten
Ein gutes Negativbeispiel hier war der Versuch der Europäischen Kommission, den Vertrieb mobiler iPhone- und iPad-Applikationen außerhalb des offiziellen App Stores zu ermöglichen. Dies ist inzwischen zwar theoretisch möglich, wurde von Apple jedoch so unattraktiv gestaltet, dass so gut wie keine Verbraucher auf den überschaubaren Alternativplattformen aktiv sind.
Auch an der verpflichtenden Umsatzbeteiligung, die App-Entwickler an Apple abführen müssen, und am vorgegebenen Bezahlverfahren über die Apple ID hat sich in der Praxis nichts geändert.
Könnte mir vorstellen, dass man erstmal mal abwartet, was Trump mit der EU so machen wird…
Ich glaube, dass die EU da an etwas Größerem köchelt, angesichts dieser Vielzahl der Verstöße und Tricks.
Also anstatt jetzt jeden einzelnen Fall zu untersuchen und Klagen usw.
Einfach die Gesetze detaillierter ausgestalten, um Schlupflöcher zu stopfen.
Naja, zumindest die Hoffnung darauf stobt zuletzt ;)
Glaube ich nicht! Das hätte man beim ersten Mal auch machen können.
Amazon, Ebay hatten mal eine Preisparitätsklausel in den AGB. Damit wurde den Händlern, die auf deren Plattform verkaufen verboten die Produkte woanders (inkl. der eigenen Onlineshops) günstiger anzubieten.
Das wurde dann nach 10 Jahren oder so verboten (wettbewerbswidrig).
Jetzt macht Amazon das so, dass die Händler die ihre Produkte woanders billiger anbieten, irgendwo auf der Suchergebnisseite 500 angezeigt werden und damit quasi keinerlei Kundschaft bekommen. Also das gleiche in grün.
Das zahlen wir Kunden! Reine Preistreiberei! Wird aber bestimmt auch irgendwann in 10-15 Jahren von unseren unfähigen Wettbewerbsbehörden und Politikern verboten.
Bei Amazon liegen bestimmt schon dutzende weitere Pläne in der Schublade, um die neuen Gesetze dann auch wieder zu umgehen.
„Unternehmen würden in ihrer Entwicklung behindert“… kann sein, oder diese Unternehmen sind einfach nicht innovativ genug, nicht besser oder nicht von größerem Interesse.
Das soll nicht böse klingen, aber man sollte vielleicht auch vor der eigenen Tür mal schauen. Vielleicht wollen die Verbraucher – entgegen der Annahme der EU – auch gar keine Alternativen. Weil es, so wie es jetzt ist, soweit passt.
Klar belebt Konkurrenz das Geschäft, aber nicht weil jeder kleine Konzern meckert sind die großen bösen Unternehmen schuld.
Ein Teil der Verbraucher möchte es, ein anderer Teil nicht.
Genau, ich würde bei keinem 3rd party shop meine IOS oder MACOS Anwendungen kaufen. Ich will auch nicht das die Infrastruktur verwässert wird!
Der Artikel liest sich halt, als ob alle Unternehmen sich beschwert hätten. Dabei ist es letztlich auch „nur“ eine Lobbygruppe, die hier um Aufmerksamkeit buhlt. Für sehr viele Unternehmen spielt es schlicht keine Rolle, ob der DMA in Kraft ist oder nicht – es betrifft ihr Geschäftsmodell nicht. Die verschwenden keine Ressourcen, um sich in einen Verteilungskampf zwischen anderen Unternehmen einzumischen. Und auch den meisten Verbrauchern ist das egal, ob sie nun 9,99 an Unternehmen A oder B zahlen. Das Versprechen, dass hier Konkurrenz die Preise für den Verbraucher reduziert, ist zu abstrakt und angesichts der Preisentwicklung der letzten Jahre im digitalen Bereich wenig glaubwürdig.
Bin gespannt wann dass mit den: „Third Party Chats“ was wird?!
Das ist sowieso das einzige was ich von den DMA Regularien für sinnvoll halte und mir wünsche.
Den Rest finde ich einfach respektlos gegenüber unserer freien Wirtschaft.
Jupp, ich warte auch weiter auf die Messanger-Interoperabilität. RCS ist zwar nett aber reicht nicht aus. Die festgelegten Nutzergrenzen wurden viel zu hoch angesetzt, dies muss geändert werden. Wie soll ansonsten ein Wettbewerb stattfinden?
Stimmt. RCS ist nur ein weiter Dienst aber stellt keinerlei Interoperabilität zwischen allen Messangern her. Nutzergrenzen sollten gar nicht gelten. Alle Messanger innerhalb der EU, egal wie groß die Firmen dahinter sind oder wie viele Nutzer sie haben, sollten verpflichtend die Interoperabilität ermöglichen. Sie können sich ja gerne in ihren Funktionen unterscheiden, wie es jetzt bei RCS schon ist. Da haben Leute mit iOS auch andere Möglichkeiten als die Personen mit Android. Da kann wer mit iOS ein Bild kritzeln und es kommt bei Android dennoch an (nur nicht animiert) oder wer mit Android kann Leseberichte deaktivieren was bei iOS nicht geht, usw. Kein Mensch ist wie der andere, unsere Messanger müssen es auch nicht sein. Aber wir müssen alle frei kommunizieren können, egal welchen Messenger jemand wählt.
+1 Jan du sagst es.
Ganz genau und wer das nicht möchte, kann die Interoperabilität (was für ein Wort) ja deaktivieren. Denn auch das gehört zu Freiheit dazu. So wie es aktuelle aber ist, ist es ein Unding. Und technologisch ist das Problem von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung über mehrere Messanger hinweg ja bereits gelöst worden. Dazu gab es entweder hier oder bei Golem oder bei beiden Seiten Artikel. Ist schon was her. Worauf wartet die EU also noch?
Da spielen Threema und Signal aber nicht mit. :-P
Dann haben Threema und Signal aber auch nichts im EU Markt zu suchen und gehören aus den App Stores entfernt. Sie sollen es einbauen und jeden einzelnen Nutzer entscheiden lassen, ob es genutzt wird oder nicht. @Hubert
Vielleicht will niemand oder nur wenige einen alternativen AppStore
Vielleicht auch nicht!
In Zeiten von Trump wird die EU Kommission bestimmt keine schärferen Gesetze oder anderes beschließen, was amerikanischen Unternehmen irgendwie schaden könnte.
Die Frage ist doch, wollen wir Kunden das überhaupt? Mir persönlich ist Apple so wie es ist lieber als ein durch die EU auf gegängeltes unsicheres System das kein Mensch braucht.
Es gibt ja genug Alternativen, warum soll eine Regierung einem Hersteller vorschreiben was er tun und lassen soll?
Das ist eine Planwirtschaft und kein freier Markt.
Naja es geht darum die Freiheit zu haben woher man apps bezieht. Klar ist das Apple es nicht möchte und alles dafür tun wird es so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Nicht das App Programmierer auf einmal allein Geld verdienen und an Apple was abzugeben.
Die Freiheit hast Du ja mittlerweile. Sie ist halt nicht unbedingt bequem und mit etwas Arbeit verbunden. Das Apple oder andere Gatekeeper hier die eigenen Lösungen dann auch noch so gestalten sollen, dass es für die eigenen Kunden einfach und attraktiv ist zu wechseln, ist vielleicht auch ein bisschen viel verlangt. Es widerspricht eigentlich jedwedem Geschäftsinteresse, und zwar jeder Firma. Gerade bei den Appstores kann ich auch gut verstehen, warum die Kunden nicht wechseln. Es gibt quasi keinen echten Benefit, da man im Endeffekt das gleiche Produkt zum wahrscheinlich gleichen Preis erwirbt. Nur ein anderer Store zu sein reicht da halt als Alleinstellungsmerkmal eben nicht aus, um die breite Masse zu begeistern.
Wenn so die Aboseuche vielleicht mal wieder eingedämmt werden würde wäre es mir einen Versuch wert. Ansonsten sehe ich bei den alternativen Stores nur Nachteile für mich…
Nach Installation des Alt Stores und Epic Stores ruckelt mein iPhone 13 Pro unter normaler Benutzung und Tastaturanschläge erfolgen stark verzögert. Nach Deinstallation hört es sofort auf.
Im den beiden Stores ist fast nix drin und wenn dann auch nur die gleichen Spiele, die man bislang auch im AppStore bekommen konnte.
Update der alternativen Stores erfordert manuelles löschen und dann Neuinstallation über die aufgerufene Webseite.
Alles in allem ein technischer Rückschritt, mit Bugs behaftet, für den gleichen Inhalt, zum gleichen Preis (soviel zu es würde günstiger wenn nicht mehr der volle 30% Anteil an Apple gehen muss – es ist nur vielleicht rentabler, sonst nix) und wenn es irgendwann dazu kommt dass es nicht mehr doppelt vorhanden ist verschwindet auch noch der letzte Mehrwert des AppStores dort alles zentral zu finden.
So ist es
Interessant finde ich dieses EU Bashing an der ganzen Diskussion .
Macht Spaß das hier zu lesen, ein Lagerkampf.
Alternative Stores? Vielleicht liegt es auch irgendwie daran, dass kaum Benutzer wirklich alternative Stores wollen? Vom Gefrickel immer suchen zu müssen, wo was ist und wie es zu aktualisieren wäre. Mag sein, dass es diese gibt (ganz sicher sogar), ich persönlich denke aber, die Mehrheit bleibt bei dem was sie kennen und was halbwegs sicher ist. Nicht umsonst rudern andere „offizielle“ Stores wieder zurück …
Das selbe für Bezahldienste. Juhu, NFC wird geöffnet. Ab sofort hunderte verschiedene Bezahldienste und alle tun nur mal an der einen oder anderen Stelle beim Bezahlen und die Dienste, die in 99% überall tun, die sind bereits funktionsfähig realisiert und datenneutral umgesetzt. Mal sehen, wann ich dann mit Rewe Karte, Kaufland/Lidl oder Payback Karte direkt bezahlen darf und alle Infos direkt bei denen ungefiltert im System landen. So geht das wenigstens anonymisiert zum Zahlungsdienstleister …
Sehe ich auch so.
Alternative Stores werden doch von Apple madig gemacht. Ihr listet schön auf, wie ruckelig alles ist und behauptet es liegt an den Alt-Stores? Wer programmiert den das OS?
Warum sollen die da auch mehr machen als unbedingt notwendig/gefordert? Die eigenen Kunden zur Konkurrenz zu schicken macht keine Firma freiwillig.
Also mal ehrlich. Warum sollte ich mir einen anderen Store aufs iPhone oder iPad laden, wenn ich einen AppStore habe und mir sicher sein kann, dass da kein verbugter Müll mit Viren und unerlaubten Zugriffen angeboten wird? Zudem, warum soll ich einen alternativen AppStore nutzen, wo nur eine Hand voll Apps verfügbar sind, wenn ich einen AppStore mit Millionen Apps nutzen kann?
Und zu den Bezahlverfahren. Warum sollte ich meine Zahldaten rausgeben wollen, wenn ich sie schon hinterlegt habe? Im Media Markt zahle ich doch auch nicht mein Geld an Samsung, Bosch oder sonst wem direkt, sondern an Media Markt.
Und genau hier liegt das Problem. Es gibt zwar Gesetze, die die Gatekeeper zur Öffnung zwingen, aber keine Gesetze, wonach bei den Nutznießern auch Verpflichtungen einhergehen, wie zum Beispiel eine gewisse Qualität zu gewährleisten oder ein zentrales Portal, wo ich den Zahlungsverkehr verwalten kann. Denn beim Zahlungsverkehr möchte ich keine Abos bei 20 verschiedenen Anbietern mit jeweils anderen Vorgaben, wo ich irgendwann den Überblick verliere, sondern eine zentrale Stelle, wo alle Abos und Käufe aufgelistet sind und ich an dieser Stelle das Abo einfach kündigen oder einen Kauf reklamieren kann!
die EU ist doch nur teuer und ein Papiertiger!
das Zeitfenster für Sanktionen gegen Apple ist zu. Trump haut der EU sofort eins vor den Latz, verbindet das mit Zöllen und Nato Austritt.
also schön lieb sein.