Die deutschen Podcastverbände machen dicht
Nach dem Podcastverband hat sich auch der Podcastclub sang- und klanglos mit einem knappen Blogeintrag verabschiedet. Eine vermutlich absehbare Entwicklung, die sicher nicht stellvertretend für die Relevanz von Podcasts in der heutigen Zeit steht. Vielleicht tut es der verbliebenen Szene gut, wenn Sie von deutscher Vereinsmeierei befreit dort agieren kann wo es auch Sinn macht.
Ein erfolgreicher Podcast setzt die Existenz von vermittelbaren Inhalten voraus, wer das Pferd von hinten aufzäumen will, wird sich schwer tun und nicht all zu lange durchhalten. Daher haben es die Rundfunkanstalten und Medienkonzerne auch um ein Vielfaches einfacher, wenn sie mittels Zweitverwertung ihrer Inhalte in die iTunes-Charts stürmen. Und so schlecht ist das doch gar nicht, im Gegenteil – so macht Podcasting richtig SInn: Der Konsument bezieht die Inhalte automatisch und entscheidet selbst wann er wie viel davon konsumiert.
All dies soll jedoch keinesfalls bedeuten, dass es keinen Platz für gute Ideen oder nicht-kommerzielle und trotzdem erfolgreiche Angebote gibt – hier nur zwei Beispiele von vielen: Annik Rubens ist mit ihrem privaten Tagebuch Schlaflos in München nun seit rund drei Jahren äußerst erfolgreich, Tim Pritlove podcastet frei, unabhängig und anscheinend auch sehr zufrieden zu Politik, Gesellschaft und Netzkultur. Lesenswert bei Pritlove ist in diesem Zusammenhang der Artikel Der Podcast ist tot, es lebe der Podcast.
In der Begründung heißt es, man habe mit der Stärkung der Podcast-Kultur und dem weiteren Bekanntwerden des Podcasts als neues Medium Ziele erreicht, fühle sich jedoch auf der anderen Seite gerade von den Podcaster auch im Stich gelassen.
Die Wahrnehmung trügt vielleicht nicht. Viele der Podcaster hatten ein eher distanziertes Verhältnis zum Podcastclub. Dies ist allerdings in mangelnder Kommunikation auf beiden Seiten zu suchen. Der Podcastclub hat es leider nie verstanden nicht nur als Motor und Antrieb zu fungieren, sondern mitten in der Podcastszenerie tätig zu sein und dessen Sprachrohr zu werden. Plattformen wie Podster zeigen, wie es besser funktionieren kann.
Trotzdem ist dieser Schritt bedauerlich, verliert die Podcastszene doch damit weiterhin an relativer öffentlicher Wahrnehmung und die Manipulatiosnvorwürfe rund um den Publikumspreis des Podcast-Awards haben nicht gerade zur Vertrauensbildung und zur positiven Wahrnehmung des Mediums Podcast beigetragen.
Ich finde es sehr schade, das der Podcastclub seine Aktivitäten eingestellt hat. Nach dem Verband nun der Club und jetzt haben wir gar kein Sprachrohr mehr …
es bleibt ein ambivalentes gefühl: einerseits war die idee gut, einen interessenverband zu haben, der speziell auch zu veranstaltungen wie den medientagen präsenz zeigen konnte. andererseits vermisse ich kaum die deutsche vereinsmeierei inklusive internem hickhack – ein grund weswegen die couchpotatoes nicht mitglied waren.
Alles was – gerade im Verbandswesen – laienhaft oder semiprofessionell betrieben wird, wird kurzfristig immer scheitern. Das wussten Wanhoff und andere Kollegen schon vor drei Jahren in der Gründungsdiskussion. Verbandsarbeit hat weiter seine Berechtigung. Verbandsarbeit für Podcaster – Rechtsfragen, Inhaltsfragen, technische Fragen – hätte immer noch Konjunktur und eine Zukunft. Aber sie muß gemacht und finanziert werden. Die Auslese dessen, was überleben kann, beginnt zum Zeitpunkt der Geburt von Wikis, Weblogs, Podcasts, Videocast, also von allem, was mit WCMS in seiner besten Form zu tun hat. Das ‚C‘ von Web Content Management Systeme beginnen dann, wenn man W-M-S beherrscht. Ohne Halb- oder Vollprofis geht auch im Verbandsbereich nichts. Helmer Pardun/Dresden