Stifteingabe ohne Schnörkel
Der neue Kindle Scribe: So schlau wie ein Blatt Papier
Texterkennung? Nein. Eine Suchfunktion für handschriftliche Notizen? Nein. Kopieren und Einfügen von Zeichnungen? Nein. Fragen, die mit „Kann der neue Kindle Scribe auch…“ werden Besitzer des jüngsten Ebook-Readers von Amazon, der heute zu Preisen ab 369,99 Euro in den Markt startet, so gut wie immer mit einem kategorischen Nein beantworten müssen.
Eine neue Notizbuch-Bibliothek sammelt Stifteingaben
Der Kindle Scribe kann handschriftliche Notizen entgegennehmen ansonsten aber so gut wie nichts, wozu seine Vorgängermodelle nicht auch schon in der Lage gewesen wären.
So schlau wie ein Blatt Papier
Eine Tatsache, die bei den ersten Einsätzen des mit einem üppigen 10,2-Zoll-Paperwhite-Display ausgestatteten Ebook-Readers geradezu irritiert. Machen sich technisch interessierte Leserinnen und Leser nach der Ersteinrichtung neuer Geräte doch gerne mal auf die Suche nach kleinen versteckten Details, vorhandenen Einstellungsmöglichkeiten und versteckten Konfigurationsoptionen, um das ganze Potenzial ihres neuen Gerätes ausschöpfen zu können – beim Kindle Scribe sucht man dergleichen jedoch nahezu vergebens.
Die neue Schreibfunktion setzt auch bei der Nutzung des Eingabestiftes um, was den Kindle bei seiner Kernaufgabe, dem Lesen von Texten, zu einem herausragenden Gerät gemacht hat: Die Konzentration auf das Wesentliche.
Wer bereits einen Kindle besitzt, der weiß: Beim Lesen verhalten sich die E-Ink-Displays fast wie Papier. Seiten lassen sich Blättern, Bücher können mit Anmerkungen und Lesezeichen versehen werden. Das war es dann aber auch schon. Suchfunktion und Format-Einstellungen sind kleine Extras, fallen aber nicht weiter ins Gewicht.
18 Seiten-Layouts zur Auswahl
Bei der Einführung der neuen Schreibfunktion setzt der Kindle Scribe jetzt auf eine ähnlich spartanische Umsetzung: Anwender können den Kindle zur Texteingabe nutzen und sich dafür virtuelle Notizbücher mit einem von 18 unterschiedlichen Seiten-Layouts erstellen.
Notizbücher können mit Hintergünden versehen werden
Das virtuelle Papier kann kariert, gepunktet, als Drehbuch-Vorlage mit Szenen-Beschreibungen oder auch ganz ohne helfende Linien gewählt werden. Anschließend lassen sich die Notizbücher jederzeit öffnen und zum Drauflosschreiben nutzen.
Um die eigenen Gedanken auf Papier zu bringen stehen hier fünf Strichstärken und ein Textmarker zur Verfügung – damit skizziert man dann quasi „zweifarbig“, allerdings durchgehend monochrom.
Und dies funktioniert hervorragend. Anders als beim iPad vermittelt die leicht texturierte Display-Oberfläche des Kindle Scribe tatsächlich ein papierähnliches Schreibgefühl, was von der umgehenden Linienführung, die augenblicklich nach Auflage des Stiftes einsetzt, noch verstärkt wird.
Die Stift-Konfiguration ist sehr überschaubar
Zwei Stiftvarianten zur Auswahl
Dabei müssen sich Käufer des neuen Kindle Scribe bereits bei der Bestellung zwischen zwei Stiftvarianten entscheiden. Das Kindle Scribe mit Standard-Eingabestift (ab 369,99 Euro) lässt nur die Nutzung einer Stift-Funktion zu.
Das Kindle Scribe mit Premium-Eingabestift (ab 399,99 Euro) besitzt eine zusätzliche Taste die das schnelle Umschalten zwischen zwei konfigurierbaren Werkzeugen (etwa Stift und Textmarker oder Stift und Radiergummi) gestattet. Zur Nutzung der jeweiligen Alternativ-Funktion muss die Taste jedoch gedrückt gehalten werden. Zudem verfügt der Premium-Eingabestift über einen gesonderten Radiergummi auf seiner Rückseite. So lässt sich der Premium-Eingabestift umgedreht auch zum Löschen handgeschriebener Textbereiche einsetzen.
Der Eingabestift: Haftet magnetisch und muss nicht aufgeladen werden
Und die fertigen Texte?
Die handschriftlich verfassten Texteingaben lassen sich im PDF-Format exportieren, dies allerdings nur widerwillig. So spuckt der Kindle selbst keine PDF-Dateien aus, sondern kann auf Zuruf lediglich einen Link generieren, der sich an bis zu fünf E-Mail-Adressen zustellen lässt und diese mit einem nur wenige Tage gültigen Verweis auf einen PDF-Download über Amazon Server versorgt.
Per E-Mail: PDF-Export der eigenen Notizbücher
Das direkte Versenden der Notizbücher im PDF-Format fällt damit ebenso weg, wie ein automatisierter Export oder eine Synchronisation der Texteingaben mit zusätzlichen Desktop-Anwendungen.
Hier tut man sich als Anwender einen großen Gefallen damit, dass Kindle Scribe nicht als Neuerfindung des Notizblock sondern als Papier-Nachahmung zu verstehen. Das neue Kinde versorgt euch mit unendlich vielen Notizheften, denen ihr eure Ideen und Gedanken anvertrauen könnt. Der Funktionsumfang deckt sich dabei in etwa mit den Funktionen, die auch ein richtiger Notizblock zur Verfügung stellt.
Hat man sich mit der Tatsache arrangiert, dass das Kindle Scribe das klassische Moleskine lediglich imitieren und nicht unbedingt verbessern will, dann funktioniert dies auch wirklich gut.
PDF-Dateien mit Grafik-Inhalten
Die Eingabestifte halten magnetisch an der Seite des Gerätes, die optional erhältlichen Kindle Scribe-Stoffhüllen, die eine extra Schlaufe für den Stift bieten, sollte man beim Kauf jedoch unbedingt in Erwägung ziehen, da diese das gewinkelte Aufstellen des neuen Kindle ermöglichen und die Text-Eingabe so etwas bequemer machen.
Zum einhändigen Lesen fast zu schwer
Was die Nutzung des Kindle Scribe als Lesegerät angeht, muss man aufgrund des großen Displays für Kompromisse bereit sein. Der E-Reader wiegt 433 Gramm und ist, verglichen mit dem aktuellen Paperwhite (205 Gramm) mehr als doppelt so schwer. Beim Lesen klassischer E-Books werden Handgelenk und Oberarm irgendwann müde.
Zudem will abgewartet werden, wie sich die Software-Implementierung des Kindle Scribe mit der Zeit entwickelt. Noch merkt man der ersten Ausgabe hier und da an, dass es sich um die erste Manifestation einer neuen Idee handelt.
Der Platz für Notizen ist auf ein Rechteck beschränkt
So lassen sich die Hintergründe der Notizbücher nur einmalig pro Notizbuch und nicht auf Seitenbasis festlegen. Beim Setzen von handschriftlichen Anmerkungen in gerade gelesenen Büchern steht nur ein begrenzter Platz zur Verfügung, der weder gescrollt noch erweitert werden kann. Wer seine Anmerkungen hier nicht in das dafür vorgesehene Textfeld gezwängt bekommt, der hat keine Möglichkeit einen zusätzlichen Satz zu verfassen. Wie auf Papier eben.
Für Anmerkungen in PDF-Dokumenten stehen neben dem Marker und dem Stift keine gesonderten Werkzeuge bereit. Zudem fehlt uns eine schnelle Exportfunktion sowohl für die handschriftlichen Notizen die beim Lesen von E-Books erstellt wurden als auch zum Weitergeben gerade mit handschriftlichen Anmerkungen versehener PDF-Dokumente.
PDF-Anmerkungen: Leider ohne Spezialwerkzeuge
Für wen ist das Kindle Scribe?
Unser Eindruck: Bei Amazons neuestem Kindle handelt es sich um einen digitalen Begleiter für Anwender, die sich ohnehin schon zum Kreis der E-Book-Fans zählen und den Weg aus den eigenen vier Wänden bislang nur mit Notizheft und Kugelschreiber angetreten sind.
Eben jene Zielgruppe darf ab sofort zum Kindle Scribe greifen und muss sich nie wieder Gedanken darüber machen, zu wenig freie Seiten mitzuführen. Ob sich der Wechsel von echter hin zu virtueller Tinte lohnt, könnt ihr selbst ausrechnen: Beim aktuellen Moleskine-Tarif von knapp 15 Euro für etwa 200 weiße Seiten rentiert sich der neue Kindle Scribe mit Premium-Eingabestift bereits nach 5500 selbst beschriebenen Seiten. Die E-Reader-Funktion gibt es dann als Dreingabe quasi kostenlos obendrauf.
Und wenn man das Werbevideo genau anschaut, scheinbar ohne Handballenauflage !?
Das fiel mir auch als erstes auf!
Das muss doch ziemlich anstrengend sein, so zu schreiben!
Hat ein Blatt Papier auch eine Handballenablage?
Handballenauflage
Ich warte ja sehnlichst auf einen neuen Oasis…. Gibt es dazu Informationen oder zumindest Gerüchte?
„So schlau wie ein Blatt Papier“ Wer muss da nicht an „So dumm wie Brot“ denken? ;-)
Jaaaa … genau das musste ich auch spontan denken (und habe mich köstlich amüsiert)
Und so dumm sein, wie weißes Papier. Element of Crime :-)
Dafür kriegt man ja (fast?) schon einen reMarkable und der kann mehr.
Ich sehe in solchen Geräten den Mehrwert nicht oder anders, nicht zu dem Preis. Da kann ich mir ja gleich ein ipad kaufen, mit drölfmillionen mehr Möglichkeiten. Für 100, 150€ ok, aber für 300€ +. Niemals…
Dafür hält aber der Akku drölfmillionen mehr. Außerdem ist die Lesbarkeit drölfmillionen mal besser. Und das beste zum Schluss, es will kein iPad sein;-)
@Devin:… es gibt ja wirklich schon genug Geräte, die verzweifelt versuchen „wie ein iPad zu sein“.
Aber ich würde ganz ehrlich die Kombination von einem ganz einfachen eBook-Reader (habe noch einen Alten von Kobo, der hervorragende Dienste leistet) und einem iPad mini für die Notizbuch-Funktionen – und den drölfmillionen anderen Funktionen – vorziehen.
Die Frage ist jetzt wirklich ernst gemeint:
Ich las bisher immer, im Flieger, in der Bahn, wenn ich viel Zeit rumkriegen musste, mit meinem iPhone oder iPad, irgendwelche Bücher. Das geht bei beiden Geräten hervorragend, beim iPad natürlich, wegen der Größe, noch „buchidendischer“!
Weshalb kauft man ein extra Gerät, das man noch zusätzlich mit rumschleppen muss, wenn sich alles hervorragend auf bereits vorhandenen Geräten erledigen lässt?
Ich empfinde das Lesen beim e-ink Display deutlich angenehmer als beim Smartphone / Tablet. Gerade bei langen Texten.
Ist natürlich Geschmacksache.
Ach, lies einfach mal ein Buch mit einem e-Book Reader. Am besten in der Sonne.
iPad und Sonne werden ganz sicher keine Freunde. Das habe ich bei einer Chorprobe in der prallen Sonne gemerkt, als ich plötzlich ohne Noten da stand, weil das iPad sich wegen Überhitzung ausgeschaltet hat.
Wenn das iPad neu bzw. der Akku neu ist, mag das kein Problem sein, aber bei meinem mittlerweile 5 Jahre alten iPad Pro kann ich regelrecht zusehen wie die Akku Prozentanzeige im Minuten-Takt runterrattert. Das wiederum treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn. Entspannung beim Lesen taucht da nicht auf, sondern pure Panik wie lange der Akku noch hält.
Ein eInk-Display ist viel augenschonender und besticht durch einen minimalen Stromverbrauch und eine uneingeeschränkte Lesbarkeit in der (prallen) Sonne.
So ein „normaler“ Kindl ohne den ganzen Schnickschnack ist schön leicht, klein und handlich. Der fällt im Handgepäck eigentlich gar nicht auf und lässt sich wirklich super lesen – wie gedrucktes Papier (nicht zu vergleichen mit einem hinterleuchteten Display).
Zum beinahe gleichen Preis gibt es den reMarkable. Mit richtig ausgewachsenen Profi schreib Funktionen, Handschriftenerkennung und im A4 Vormat. Hauch dünn und federleicht. Und als E Reader auch geeignet. Haben die Amazon Mitarbeiter keine Marktstudie gemacht oder wie kommen die auf diesen Preis?
Beim remarkable mag ich wirklich die „Übersetzung“ meiner Handschrift in eine echt schöne Schrift. Ansonsten hat das Ding aber auch etliches, was ich nicht mag. So muss man zum Beispiel die Synchronisation immer manuell anstoßen, und dann ist es auch gar keine richtige, soweit ich weiß (pull statt Push).
Jedenfalls sieht es so aus dass sie bei dem Eingabestift nahezu die gleichen Funktionen wie beim reMarkable (2 Stifte, 2 Preise, der teuere hat Umschaltfunktionen u.s.w.) abgekupfert haben.
Tipp: Die e-Ink Tablets von BOOX. Ich liebe mein BOOX Note Air 2 Plus. Läuft mit Android und dem Play Store, die Notizen lassen sich synchronisieren (zB MS One Note), per Email verschicken usw. Bei mir alles in der Cloud (MS Onedrive) und das Gerät an sich samt Bildschirm sind für etwas mehr Geld wirklich überzeugend.
PS: Und selbstverständlich hat man dort auch die Kindle App, sprich wie gewohnt seine Kindle eBooks…
Nur mal so: Ich liebe mein iPad Mini 6
Stimmt, das iPad Mini ist einfach ein Träumchen
Was ist eigentlich aus dem Jelly Scrolling geworden?
Es gibt einige, die es stört (seitdem sie von dem Effekt wissen) … aber eigentlich ist der Effekt allen iPad Mini Usern, die ich kenne, niemals im Betrieb aufgefallen.
Für mich ist das iPad Mini das „most sexy Gerät“ im Lineup … auch, wenn ich für mich das Pro 11 i.d.R. als Arbeitsgerät vorziehe.