Defekte Anzeige bei Stromzählern: Anbieter dürfen Verbrauch schätzen

Die Stromzähler von Holley sorgen inzwischen seit mehr als einem Jahr für Probleme. Wenn ihr das Modell DTZ541 des chinesischen Herstellers verbaut habt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Display verabschiedet. Diese Thematik gewinnt besonders jetzt an Relevanz, wo die Jahresabrechnungen der Stromlieferanten anstehen.

Beim Holley Drehstromzähler DTZ541…

Die ersten Berichte über Ausfälle beim Holley DTZ541 gehen auf das Jahr 2023 zurück und mittlerweile kann man es als gesetzt betrachten, dass die Geräte nach einigen Monaten plötzlich keinerlei Werte mehr auf dem Display anzeigen. Dies ist nicht nur ärgerlich für Stromkunden, die regelmäßig ihren Verbrauch überwachen und protokollieren, sondern kann sich zu einem ernsthaften Problem entwickeln, da zumindest bei einem Teil der betroffenen Geräte nicht nur der Bildschirm ausfällt, sondern gar keine Verbrauchsdaten mehr protokolliert werden. Bezahlt werden muss trotzdem – im Zweifel ein Schätzwert, den der Lieferant in Rechnung stellt.

Keine Frist für Zählerersatz

Wir haben bei der Bundesnetzagentur angefragt, wie es rechtlich um diesen Vorgang bestellt ist. Die Antwort bestätigt leider, dass die Verbraucher hier weitgehend von den Energiekonzernen abhängig sind. Es gibt auch keinerlei Fristen für einen Austausch defekter Geräte, sodass Kunden mitunter über Monate hinweg auf einen funktionierenden Zähler warten.

In Deutschland muss man zwischen Netz- beziehungsweise Messstellenbetreiber und Stromlieferant unterscheiden: Beides kann, muss aber nicht das gleiche Unternehmen sein. Im Falle eines defekten Zählers ist es dem Messstellenbetreiber erlaubt, einen sogenannten Ersatzwert zu bilden, der dem Energielieferant dann anstelle des tatsächlichen Verbrauchs als Basis für seine Abrechnung dient.

…verabschiedet sich gerne mal das Display.

Schätzung muss auf tatsächlichen Verhältnissen basieren

Bei einer Schätzung müssen die tatsächlichen Verhältnisse beim Kunden berücksichtigt werden, in der Regel wird dabei der Verbrauch der Vorjahre zugrunde gelegt. Ein solcher Vorgang muss allerdings klar auf der Rechnung erkennbar sein, zudem muss der Lieferant den Grund für die Schätzung sowie die zugrunde gelegten Faktoren nennen.

Falls ihr von dieser Problematik betroffen seid, solltet ihr insbesondere prüfen, inwieweit sich innerhalb des betroffenen Zeitraums für den Verbrauch relevante Änderungen ergeben haben. Hier spielen beispielsweise Veränderungen bei der Personenzahl im Haushalt oder die Erneuerung von Verbrauchsgeräten eine Rolle, ganz besonders fällt natürlich auch die Anschaffung eines Balkonkraftwerks ins Gewicht.

Wenn die tatsächlichen Verhältnisse bei der Schätzung nicht ausreichend berücksichtigt wurden, kann man dies dem Messstellenbetreiber und Lieferanten mitteilen und eine Korrektur einfordern. Wenn gar keine Einigung erzielt wird, besteht die Möglichkeit, eine Verbraucherbeschwerde und ein kostenloses Schlichtungsverfahren einzuleiten. Ausführliche Informationen dazu hält die Bundesnetzagentur bereit.