Webseitenanbieter müssen nachbessern
Datenschutzbehörde stuft „PUR Abo“-Modelle teils als unzulässig ein
Die von mittlerweile diversen Webseiten angebotenen „PUR Abo“-Modelle entsprechen nach der Ansicht von Datenschützern nicht den geltenden Bestimmungen. Nachdem bereits zu Wochenbeginn bekannt wurde, dass die österreichische Datenschutzbehörde die von der Tageszeitung Standard genutzte Variante als unzulässig erklärt hat, gibt es mittlerweile ähnliche Rückmeldungen auch mit Blick auf die Angebote deutscher Webseiten.
Die vom Datenschützer Max Schrems gegründete Organisation NOYB berichtet, dass die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen das von der Technikseite Heise genutzte „Pay or Okay“-Modell als gesetzwidrig eingestuft hat. NOYB hatte zuvor entsprechende Beschwerden eingereicht, die sich neben zwei österreichischen auch gegen die deutschen Onlineangebote von Spiegel, Zeit, FAZ, t-online und Heise richten.
Im Zentrum der Vorwürfe steht die Tatsache, dass man bei den von diesen Anbietern genutzten Geschäftsmodellen ein Vielfaches dessen für ein Abo bezahlen muss, was die Seiten durch die Weitergabe der persönlichen Daten verdienen. So seien mit der Datenweitergabe auch an hunderte von Tracking-Unternehmen lediglich Einnahmen im Cent-Bereich verbunden, während man für die angebotenen Abonnements bis zu 80 Euro pro Jahr bezahlen muss.
Cookie-Einnahmen und Abo-Preise stehen nicht im Verhältnis
Die Datenschützer beklagen hier ein Fehlen der Verhältnismäßigkeit und berufen sich unter anderem auf einen Beschluss der Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder, laut dem die „Pur Abo“-Modelle zwar grundsätzlich rechtens sind, jedoch die Leistung, die Nutzende bei einem Bezahlmodell erhalten, eine gleichwertige Alternative zu der Leistung darstellen muss, die diese durch eine Einwilligung erlangen.
Es ist zu erwarten, dass sich andere Länderbehörden an der Auslegung der niedersächsischen Datenschützer orientieren und die entsprechenden Anbieter dazu gezwungen sind, entsprechende Anpassungen an ihren Bezahlschranken vorzunehmen. Im Laufe des Tages dürfte NOYB auch weitere Details hierzu veröffentlichen.
Prüfung fördert zahlreiche Mängel an den Tag
Über die generellen Mängel im Zusammenhang mit den von ihr geprüften „Pur Abo“-Modellen hat sich die Niedersächsische Datenschutzbehörde bereits in der vergangenen Woche geäußert – allerdings ohne konkret zu sagen, um welche Webseiten es dabei ging:
Zu Beginn der niedersächsischen Prüfung waren auf den Webseiten der geprüften Medienunternehmen eine sehr hohe Anzahl von bis zu 760 Cookies und Drittdiensten eingebunden. Diese dienten mehrheitlich dem Tracking der Nutzer und der Ausspielung von personalisierter Werbung auf Basis der in Echtzeit stattfindenden Auktionierung von Werbeplätzen (Real Time Bidding).
Alle fünf in Niedersachsen geprüften Webseiten entsprachen nicht den rechtlichen Anforderungen für den Einsatz von Cookies und anderen Trackingtechniken. Auf den Webseiten fanden sich Einwilligungsbanner über die keine wirksamen datenschutzrechtlichen Einwilligungen der Nutzer eingeholt worden waren. Die Einwilligungsbanner waren u.a. irreführend in ihrer Gestaltung (sog. dark patterns), so dass Einwilligungen nicht freiwillig erteilt wurden, und die Informationen völlig unzureichend oder zu wenig differenziert. Über die datenschutzrechtlichen Defizite wurden die Medienunternehmen in umfassenden Auswertungsschreiben informiert und es wurde ihnen die Gelegenheit gegeben, zu geplanten aufsichtsbehördlichen Maßnahmen Stellung zu nehmen.
Boykottieren / nicht abonnieren – ganz einfach
Damit entzieht man solchen Betreibern die Existenzgrundlage
Und Werbeblocker aktivieren. Bei der Standard zwar etwas mühsam aber es ist machbar.
Ja, wenn es Heise oder iFun nicht mehr gibt dann geht es uns allen sicherlich besser.
Gibt doch genug bessere.
Und was ist die existenzgrundlage der besseren?
Abo darf es nicht sein
Werbung darf es nicht sein
Sollen also Inhalte für lau erstellen?
Werbung? Datensammlung ohne umfassende Aufklärung und Einwiligung trifft es eher.
Tja, Internet war Ende der 90er definitiv entspannter aber dann musste man unbedingt ein Geschäftsmodell draus machen.
Ach herrlich, alle die hier kommentieren leben von Luft und Liebe. Putzig.
Nö. Aber kostenloses anteasern, Bezahlung pro Artikel und ein gemeinschaftlich-zentrales Bezahlverfahren für alle deutschen Publikationen wäre doch z.B. ein Weg.
Ich mach ein Konto auf bei der „Deutschen Übernetz-Bezahl GmbH“, und anschliessend zahle ich 10ct für einen Spiegel-Artikel, weitere 10ct für einen bei Heise, nochmal 10ct für einen weiteren bei der FAZ, und ab 40 Euro Deckelung habe ich „Flatrate“.
Es gibt funktionierende Ökosysteme für Filme, Musik, Bilder, Hörbücher. Manche „per click“, manche „Flatrate“
…und es gibt nicht funktionierende Ökosysteme für Ebooks und Zeitungen. Das ist doch merkwürdig – warum kann man offensichtlich ganz hervorragend Musik und Filme verkaufen, aber keine Texte?
Und wo steht die Forderung, der Anbieter solle „umsonst arbeiten“, nur weil ich es unangemessen finde, mich an der Kasse von ALDI einer Leibesvisitation unterwerfen zu müssen, aus der heraus dann auch noch Nacktbilder von mir verkauft werden?
Meines Erachtens muss man sagen: Ja, es ginge auch anders, aber die Anbieter machen es lieber so, weil sie es können, und weil die anderen es auch machen. Und wenn man es ihnen untersagt, können sie plötzlich anders.
Ich meine, hey, jedes mal wenn irgendeine Branche reguliert werden soll, ist das das Ende der Welt — wir alle werden gar schröckelig störben, wenn man Arbeitszeit begrenzt, Kinderarbeit verbietet, Sklaverei abschafft — aber irgendwie sind die alle noch da und machen Umsatz, und sogar viel mehr und besser als mit Ausbeutung und Raubritterei.
Habe ich auch zuerst gedacht, aber sollte man aus dem Wunsch sich informieren zu wollen und gleichzeitig seine Daten Schützen zu wollen ein Abzockmodell werden lassen?
Das wird noch spannend!
Endlich. Diese Cookieschmarotzerei muss aufhören.
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Hm, ob der freie Zugang dann nicht komplett eingestellt wird? Oder wie bei anderen Anbietern, auf einzelne wenige Artikel reduziert wird?
Denke nicht. Die Seiten leben ja offensichtlich ganz einträglich von ihrem werbefinanzierten Angebot. Allerdings muss es eine alternative geben und die ist aktuell absurd hoch bepreist, damit sie vermutlich keiner in Anspruch nimmt und eben keine echte Wahlfreiheit besteht. Es scheint eben nicht nur eigenwirtschaftliche Interessen der Verlage zu sein, wieso Werbung bevorzugt wird. Tracking lohnt sich eben über das ganze Werbenetzwerk hinaus, nicht nur für die Klicks auf dem Verlagsangebot selbst. Offensichtlich möchte man da den blinden Fleck möglichst klein halten.
Ich habe vollstes Verständnis, dass eine Webseite wie iFun oder Heise Einnahmen generieren muss – niemand arbeitet umsonst, die Inhalte sind toll, und der Mehrwert ist klar erkennbar.
Das Grundproblem liegt in meinen Augen darin, wie sich die Werbeindustrie entwickelt hat, nämlich in eine völlig falsche Richtung.
In früheren Zeiten, als es nur Print-, Plakat- oder Fernsehwerbung gab, war ein Tracking, wer welche Werbung angesehen hat, und ob das zu einer Kaufentscheidung führte, nicht möglich. Werbung in Print-Magazinen richtete sich in der Regel nach dem Inhalt der umgebenden Artikel. Eine Zeitschrift hatte zum Beispiel einen Sonderteil zu Gesundheitsthemen, und entsprechend wurden Werbeplätze gebucht von Unternehmen in diesem Bereich in der Annahme, dass jemand, der einen Gesundheitszustand.Artikel liest, auch entsprechende Werbung anschaut.
Im Internet-Zeitalter ginge das viel granulärer. Warum sollten die Anbieter von Werbeplätzen auf Webseiten nicht gezielt Werbung ausspielen, die zum Inhalt der sie umgebenden Seite passt (statt getrackt zu den vermeintlichen Interessen der einzelnen Leser). Meines Erachtens wäre das sehr viel relevanter, und dabei eben vollkommen datenschutzkonform. Auch Klickten (die den Erfolg messen) könnten entsprechend anonym erfasst werden bzw. eben der ausspielenden Webseite zugeordnet werden. Die Zuordnung zum Betrachter ist komplett überflüssig.
Das wäre es, wo wir (wieder!) hinkommen müssten.
Dazu kommt, wird die Werbung als Bild direkt vom Seitenbetreiber eingespielt, können Cookie- und Adblocker kaum was ausrichten. Das Inserat wird einfach eingeblendet. Es kann halt nicht getrackt werden, aber es entspricht der analogen Werbung.
Was mich an der Werbung vor allem stört, dass sie animiert ist, blinkt, scrollt und somit stört. Sonst könnte ich mit Werbeeinblendungen leben, auch wenn sie mit Adblockern nicht weg geht.
ach und ich dachte, Hartmut Engler hat jetzt all seine Musik in einem „Pur Abo“ versammelt… :-)
Geld regiert die Welt, es gibt kein Gesetz welches je länger gegolten hat als dieses (außer physikalische ;-) )
Witzig, dass hier (bislang) kein Datenschutz-Bashing erfolgt ist. ;)
Vielleicht erklärst du uns, was du damit genau meinst. Warum sollen wir den Datenschutz kritisieren?
Ohne PUR hast du tracking und Werbung.
Mit PUR hast du tracking und etwas weniger Werbung.
Beispiel Heise (heise.de/plus/info-faq/)
Ist heise+ werbefrei?
Nein, heise+ ist nicht werbefrei. Um einen besseren Lesefluss zu gewährleisten, verzichtet heise+ jedoch innerhalb der Beiträge auf Werbung. Bei heise+ wird Werbung nur im Umfeld sowie Preroll-Werbung bei eingebetteten Videos angezeigt, aktuell in der Desktop-Ansicht also in der rechten Spalte und unter den Artikeln; in der mobilen Ansicht gibt es nur unter den Beiträgen Werbemittel.
Betreffend Datenschutzeinstellungen und -infos
Will man bei Heise ganz unten (Datenschutz | Cookies & Tracking |Impressum) auf Cookies & Tracking klicken, öffnet sich nur was, wenn alle javascripts zugelassen sind. Alle anderen Themen dort sind verlinkt. Heisst, Heise will gar nicht, dass ich Cookies & Tracking einstellen kann, geschweige mich darüber informieren kann, wenn ich nicht alles zulasse, womit sie mich tracken könnten.
Also den Datenschutz müssen wir nicht kritisieren, nur dass er nicht eingehalten wird.
Ob Heise, Golem oder Co. meistens kann man doch auf „Daten sammeln zustimmen“ klicken und Safari, evtl. sogar noch mit zusätzlichen Addon, filtert von Haus aus alle Tracker.
Nach wie vor versteht es einfach kein Mensch wie es rechtlich sein kann, dass so eine Website auch nur mit 10 trackern online geht, in unserem tollen Datenschutz und DSGVo Staat. Jeder Müll muss irgendwo beglaubigt und unterschieben werden und im Netz werden unsere Daten an die Hölle persönlich verkauft.
Danke BRD
Wie engstirnig. Bedank Dich nicht beim Staat, sondern bei Gates, Jobs, Page, Brin, Zuckerberg, Musk und wie sie alle heissen. Die haben es pervertiert.
Danke gleich jemanden engstirnig zu nennen
Nein der Staat sollte / kann und muss es regulieren, Datum geht es. Und eben solche datenlapalien hier zu erlauben wo wir es doch mit Datenschutz und co übertrieben haben
Den Finger kann man eigentlich einzig auf die Betreiber solcher Webseiten richten.
Nicht nur, dass viele einzig verpasst haben, ein akzeptiertes Bezahlmodell um ihre internetten Dienstleistungen aufzubauen, nein, die Betreiber und Macher solcher Webseiten sind die Besucher und Datenschutz egal. Kann mir keiner vermitteln, wie man seinen „Kunden, potentiellen Kunden“ zumuten kann, sich gegenüber Dienstleistern aus anderen Kontinenten zum Bückling zu machen, geschweige denn Auskunft darüber zu treffen, was mit den durch die eigene Webseite und den integrierten 3rd party code snippets für Kundendaten gesammelt werden und was die Empfänger daraus machen…
All das interessiert die Betreiber nicht, während zb. im Bereich des Warenverkehrs jeder für die Einhaltung des Mindestlohns haftet, egal in welcher Stelle der Verwertungskette man sitzt…
Leute das ist doch die Meinung / Framing der NOYB Aktivisten.
Die DSK (Gemeinschaft aller dt Aufsichtsbehörden) hat gerade im März 2023 gesagt, das solch ein Modell (unter Voraussetzungen) nach der DSGVO zulässig ist.
https://www.datenschutzkonferenz-online.de/media/pm/DSK_Beschluss_Bewertung_von_Pur-Abo-Modellen_auf_Websites.pdf
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