Nike + iPod-Review: 1 kg auf 100 Songs (Die iPod-Diät)
Die weißen Ohrhörer haben sich mittlerweile als fester Bestandteil der zeitgenössischen Darstellung von Menschen in verschwitzter Jogging-Kleidung etabliert. Nicht ohne Grund: der iPod hat sich zum beliebtesten Begleiter auf Laufband und Waldweg gemausert und versorgt seinen Besitzer mit Musik und Hörbüchern. Die von Apple verbaute Elektronik kann allerdings noch einiges mehr, und so bekommen wir in regelmäßigen Abständen leckere kleine Häppchen in Form von neuen coole Features präsentiert, wie zuletzt mit dem Nike + iPod Sport Kit ein sinnvolles AddOn für eben diese Freunde der sportlichen Laufbewegung.
In Deutschland wird die Kombination aus Laufschuhen und Schrittzähler zwar erst im September erhätlich sein, wir konnten aber einfach mal wieder nicht warten und haben das Kit jetzt schon getestet. Eine Bilderserie mit allen deutschsprachigen iPod-Screens gibt es ergänzend in unserer Galerie zum Nike + iPod Sport Kit.
Rund um den Freizeitsport hat sich ein riesiger Zubehörmarkt etabliert, und so steht auf kurz oder lang nahezu jeder, dessen Outdoor-Aktivitäten sich weiter erstrecken als mit dem Hund zum nächsten Laternenpfahl, in der entsprechenden Fachabteilung von Karstadt oder Amazon.
Als einfaches und preiswertes Instrument zur Erfassung von Weg- und Trainingsstrecken erfreut sich der Schrittzähler großer Beliebtheit unter Freizeitsportlern. Für gewöhnlich wird dieser an Hose, Schuh oder Gürtel befestigt, man muss also stets daran denken und die Auswertung in der Regel hinterher händisch übernehmen.
Dagegen stehen nun Apple und Nike mit ihrer im Mai bekanntgegebenen Partnerschaft an, deren erste Frucht mit dem Nike + iPod Sport Kit nun letzte Woche in den USA und England in die Läden kam. Das Konzept ist einfach und schlüssig: sowohl der iPod wie auch die Laufschuhe sind ohnehin meist schon mit bei der Walking- oder Jogging-Partie, also sucht man nach Synergie. In unserem Fall weiß der Laufschuh, wie viel Schritte sein Besitzer macht und der iPod kann rechnen und speichern. Als Konsequenz gibt es jetzt eine Serie Laufschuhe von Nike, in die ein kleiner Sensor passt, den Apple und Nike zusammen mit einem Empfänger für den iPod nano zum Preis von 29 Euro verkaufen, und schon wird der iPod zum Laufcomputer.
Da es auf dem europäischen Festland wohl vor Ende August weder Schuhe noch das Sport Kit geben wird, mussten wir unseren Mann in London unter Gewaltandrohung in den Niketown Shop schicken. Für umgerechnet 150 Euro bekamen wir ein Paar Nike Air Zoom Moire+, das Nike + Apple iPod Kit und ein Nike Sportarmband für den iPod nano.
Die Schuhe selbst sehen übrigens nicht nur gut aus, sondern sind auch auffallend weich und bequem. Unter der linken Einlegesohle füllt ein roter Gummipropfen das Fach für den Sensor aus, mit zwei Handgriffen ist dieser Platzhalter entfernt und der Sensor an seinem Platz.
Am iPod selbst wird der 25 auf 15 mm große Funkempfänger auf dem Dock Connector patziert. Sobald der Empfänger aufgesteckt ist, erscheint im Hauptmenü der zusätzliche Punkt Nike + iPod, über dessen Untermenüs lassen sich dann sowohl alle relevanten Einstellungen treffen, wie auch die bis zu 1000 letzten Trainingsergebnisse abrufen.
Alles in allem kann es also ohne großen Act losgehen. Wir empfehlen jedoch vor dem ersten Training den Sensor zu kalibrieren, dies dient zur Verbesserung der Messgenauigkeit des Kits. Hierzu läuft man eine frei wählbare Strecke im eigenen Jogging- wie auch Walking-Tempo. Wer keinen Sportplatz mit geeichter Laufbahn zur Hand hat, kann die gewählte Distanz beispielsweise mit dem Auto oder dem Fahrrad abmessen.
Wie trainiert wird, kann man zu Trainingsbeginn unter vier Optionen auswählen: entweder normales Training, also man drückt Start und irgenwann auch wieder Stop, oder man legt eine bestimmte Zeit, Strecke oder den gewünschten Kalorienverbrauch fest – diesen errechnet der iPod sobald man das eigene Körpergewicht eingegeben hat. Während des Trainings zeigt der iPod die aktuellen Daten wie Zeit, Strecke und Durchschnittsgeschwindigtkeit an und man kann sich diese auch jederzeit per Druck auf die Auswahltaste wahlweise von einer weiblichen oder männlichen Stimme ansagen lassen -womit wir dann auch schon bei der einzigen Einschränkung der deutschen Lokalisierung wären. Die Textansagen sind und bleiben vorerst englisch, darauf wird auch in der deutschen Bedienungsanleitung extra hingewiesen. Eine vollständige Lokalisierung wäre sicherlich etwas Feines, aber es geht auch ganz gut mit unserer netten Amerikanerin (im Audiobeispiel weist sie dezent darauf hin, dass man sich schon bewegen muss wenn der Sensor aktiviert werden soll). Eifrige Sportler dürfen sich übrigens jetzt schon auf das eine oder andere Audiogimmick freuen, aber dazu wollen wir an dieser Stelle noch nichts verraten.
Ein weiteres, über die Mitteltaste erreichbares Feature ist der ‚Power Song‘. Wird der Auswahlknopf nicht nur kurz gedrückt, sondern länger gehalten, so spielt der iPod jedes Mal einen zuvor festgelegten Titel mit besonderer Motivationswirkung für den Besitzer, der in den Einstellungen festgelegt werden kann.
Positiv überrascht wurden wir von der akkuraten Streckenmessung. Bei Schrittzählern muss man in der Regel mit 3-5% Ungenauigkeit rechnen, um so verblüfftender war es, dass der iPod auf einer relativ ebenen Teststrecke mit Schotter- und Waldboden exakt die zuvor mit dem Hand-GPS gemessenen 2,42 Kilometer angezeigt hat. Auch wenn hier ein wenig Glück mit im Spiel sein dürfte, der Sensor scheint seinen Job ganz ordentlich zu machen.
Grundsätzlich dient die Messung mit dem Schrittzähler in erster Linie ja der persönlichen Trainingskontrolle und -motivation, da lässt es sich mit der zu geringen Messtoleranz leben. Wer sich auf Nikeplus.com einen Account macht und weltweit Partner zum virtuellen Wettbewerb herausfordert, der muss zumindest in Betracht ziehen, dass ein durchtriebener Geselle hier auch mal den Sensor an den Huf seines Galopppferdes gebunden haben könnte.
Jedenfalls macht das Nike + iPod Kit auch in Verbindung mit dem Nike-Portal sehr viel Spaß. Hat man der automatischen Übertragung der Trainingswerte durch iTunes zugestimmt, so können diese dort schön animiert und mit Streckenprofil betrachtet werden. Dazu gibt es jede Menge Durchschnittswerte und es lassen sich sogenannte ‚Goals‘ setzen, wie z.B. ‚Ich will in den nächsten 4 Wochen 20 Mal laufen‘ oder auch ‚im Zeitraum x die Strecke y‘ laufen. Wer sich am Rechner und im Internet nicht gerade unwohl fühlt, wird seine Trainingsfortschritte erfreut online mitverfolgen.
Für das Laufen mit Nike + iPod braucht es unbedingt ein vernünftiges Armband oder Case, das die einfache Bedienung des iPod zulässt. Vor allem der Auswahlknopf sollte aufgrund seiner Funktion als Abruftaste für Zwischenergebnisse gut zugänglich sein
Das brandneue Nike+ Sportarmband tut hier hervorragende Dienste. Der iPod nano wird relativ gut geschützt gegen Schweiss oder auch einen kleinen Regenschauer im Inneren des Bandes untergebracht. Für die Bedienung sind die Tastensymbole aufgedruckt, eine Verstärkung ermöglicht das einfache Betätigen des Auswahlknopfes. Der Kunstfasermix schmiegt sich angenehm um den Arm und kann maschinell gewaschen werden.
Alles in allem also sehr viel Fun für Sportler ebenso wie für diejenigen, die einfach ein wenig technischen Schnickschnack brauchen damit sie endlich in die Gänge und runter von ihren 95 Kilo kommen. Ein iPod nano ist jedoch Voraussetzung, Nike + iPod arbeitet nicht mit anderen iPod-Modellen zusammen. Zum Thema Sportschuhe gibt es ja inzwischen auch Hacks und Bastelanleitungen für Nike-unabhängige Lösungen. Der Air Zoom Moire ist allerdings sein Geld in jedem Fall wert und all diejenigen von euch, die demnächst einen neuen Laufschuh brauchen, machen sicher keinen Fehler wenn sie einen Blick ins Nike+ Regal werfen.
Sehr ausführlich beschrieben! Gibt es mittlerweile auch Lösungen für’s Fahrrad?